Caracóis, die gefleckte Weinbergschnecke als Delikatesse

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leicht zu sammeln, wenn sie so nett an Stängeln kleben muss man sich nicht mal bücken

Der traditionelle Snack aller im Juni sind Schnecken, kleine feine, in Öl und Knoblauch gebratene Schnecken, mit Koriander bestreut, die gesammelt werden und eben mal so vor dem Abendessen zu einem kleinen Bier weggenascht werden von Jung und Alt, gemeinsam oder allein. Brot nur auf Wunsch, es geht auch ohne!

Und es ist für viele auch eine Möglichkeit ein wenig Geld dazu zu verdienen. Schnecken werden in Massen gebraucht. Ema liebt sie, Gerd mag sie, Peter probiert sie, ich steige nicht mit ein.

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kleine und große werden verkauft, Ema mag nur die kleinen – der Koriander steht schon daneben

 

Zu guter Letzt: ein paar erhellende Fakten

Das Alentejo ist mit seinen 19 Einwohnern pro Quadratmeter die am dünnsten besiedelte Region Portugals. Da die Mehrheit der Jungen auf der Suche nach Ausbildung und Arbeit ihre Heimat verlassen müssen, bleiben die Alten zurück.Sie machen, was sie immer gemacht haben, versorgen Haus, Hof, Garten und Tiere. Solange sie leben, wird es die für das Alentejo typische extensive Landwirtschaft geben. Korkeichen werden geschält, Oliven geerntet. Dazwischen, wenn es gut geht, wird gepflügt und Weizen, Hafer oder Gerste angebaut. Nur die großen landwirtschaftlichen Betriebe werden überleben und das Land von den Kindern kaufen, wenn die Erlterngenertion verstorben ist. Dann wir der Weinbau intensiviert und Olivenplantagen maschinell bewirtschaftet.

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diese Bändchen mit Statistiken werden sogar in Englisch publiziert

Die Selbstmordrate im Alentejo ist ca. 10 Mal höher als sonst im Land und besonders hoch bei ältere allein lebenden Männern, die oft auf isolierten Höfen weit ab von einer Ortschaft wohnen.

Dennoch, das Alentejo hat viel Potenzial und die EU hat über die letzten 20 Jahre den rural tourism stark gefördert. Die Verstreutheit der Unterkünfte in der weiten Landschaft lässt wenig Hoffnung auf eine substanzielle wirtschaftliche Entwicklung erwarten, eher wirken all diese Gelder, die inzwischen verbaut wurden (vermutlich mehr als 20 Millionen €in) wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Zumal eine grundständige Aus- und Weiterbildung als touristischeren Fachkräfte zu fehlen scheint. Das gilt nicht so,stark für den langen Küstenstreifen des Alentejo. Dort tummeln sich die Gäste, oft auch auf engem Raum – in einer überraschend kurzen Saison, denn fast alle Portugiesen machen im August Ferien. Bis Ende Mai ist es oft noch kalt ist und ab Oktober dann wieder. Saisonverlängerung ist als Thema erkannt, aber noch fehlen konzeptionelle Ideen.

Was machen die portugiesischen Gäste in ihrem Urlaub am liebsten? Die Masterarbeit von … beschreibt die Mehrheit als jünger, besser gebildet und erfolgreich. Sie wollen sich in erster Linie erholen, zusammen mit Feunden und als große Familien, die wenig unternehmen. sie plaudern, kochen und essen zusammen, liegen bevorzugt am Pool. Das sind Ansprüche, die sich mit den ausländischen Touristen, vor allem aus Holland, Deutschland und Frankreich nicht decken. Sie reisen von Ort zu Ort und schauen sich die Städte und anderes Sehenswertes gern an, legen Wert auf gute und regionale Küche und schauen oft irritiert auf kleine Nachlässigkeiten. Der Handtuchhalter wackelt, es gibt im Appartement für vier Personen genau vier kleine Löffel. Ein Abzug in der Küche ist zwar vorhanden, tut aber schon lange nicht mehr oder die Birne in der Nachtischlampe fehlt einfach. Dafür gibt es jeden Tag einen Satz frisch gewaschene Handtücher und Unmengen Kissen, die im Weg rumliegen.

Es ist nicht einfach eine touristische Unterkunft zu führen, wenn man selbst nicht reist und höchstens mal Verwandte in einem anderen Ort besucht. Daher braucht es Vorbilder, Ausbildung und Erfahrung. U d schnell reich werden kann man damit auch nicht. Höchstens das eine Standbein ein wenig Stützen, wenn die Landwirtschaft nicht mehr genug Ertrag bringt.

Was also raten? Weiter so? Welche Alternativen gibt es schon heute und wird es geben?

Eine westenliche Verbesserung wäre die Zusammenarbeit und Vernetzung untereinander, einheitlichere Internetseiten und diese wirklich alle auch mindestens auf Englisch. Doch gerade dies ist für den eigenbrödlerischen Alentejano, so die übereinstimmenden Aussagen von Manuela und Ema, ein nur schwer vorstellbarer Schritt. Dennoch wird nur hierin eine Zukunft zu sehen sein.

Das Einheitshotel-Frühstück

Viele Hotels gesehen im Alentejo und in Lissabon! Und in jedem, wirklich in jedem, gibt es das gleiche, das exakt identische Frühstück zum Selberzusammenstellen.

1. suchen, wo das Wasser für den Tee versteckt ist, den Portugal ist ein Kaffeetrinkerland.

2. zwischen den vielen Gesundheitstees den schwarzen Tee entdecken.

3. Brotscheiben in den Toster stecken und möglichst nicht vergessen.

4. den Einheitsformschinken in hauchdünnen Scheiben und den Einheitskäse, ebenso dünn geschnitten mit wenig Geschmack auf einen Teller laden und

5. die Abgespackte Butter com sal erwischen, mindestens 3 Packete mitnehmen und den Müllberg vergrößern.

6. Inzwischen ist der Toast schwarz, ebenso wie der Tee.

7. unter den Yougurtbechern mit künstlichem Geschmacksverstärker das „neutrale“ suchen und eine Klebemarmelade (ebenso künstlich) mit an den Tisch nehmen.

8. endlich Frühstücken oder besser wie alle Portugiesen ins Café gehen und dort was Schönes aussuchen.

Wer hat die Hotels bloß so beraten? Eine Firma liefert die Frühstückslebensmittel und hat sich eine goldene Nase verdient? Bom Apetite!

wer hat hier beraten? abgesehen vom Einheitsschinken, Einheitskäse und der Einheitswurst gibt es Butter nur abgepackt – viel Müll + teurer Einkauf

Olivenöl – das Produkt der  Region

Kalt gepresst soll es sein, ohne Rückstände und möglichst aus einer Cooperative meines Vertrauens. So ist es heute.

Was war früher die traditionelle Herstellung?

Fruaenarbeit: die gemeinsame Olivenernte

Jede Familie hat „ihr“ Öl gespresst, was wegen der schweren Arbeit nur gemeinsam ging. Zwar bekam jede Familie ihr Öl zurück – dafür sorgten separate Kammern, in denen die Oliven gesammelt wurden – aber dann war Zusammenarbeit zwingend notwendig.

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jede Familie hat ihre Kammer, in die sie ihre Oliven schüttet

Die Oliven mit Strunk und Stiel wurden zermahlen, so dass eine dicke Pampe entstand. Das hat der Esel besorgt der 4 Malsteine ziehen musste, die konzentrisch im Kreis liefen. Immer in der Runde, den ganzen lieben langen Tag. Von Oktober bis März hatte der Esel zu tun, und natürlich auch die Bauern und Bäuerinnen. Wieviele Esel sie wohl hatten?

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der Esel läuft und läuft und läuft

Im zweiten Schritt wurde die Pampe dann in die große Presse verfrachtet. Sie wurde In flache geflochtene Körbe gepackt,  viele übereinander geschichtet. Nun mußten die Männer ran. Jeweils zwei, an jeder Seite einer, kurbelten den schweren Eichenbalken herhunter bis das Öl floss.

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und nun laufen die Männer Rund um Rund

Im ersten Bottich, in dem unten Wasser stand floss die erste Pressung. Rückstände, schwerer als Öl setzten sich ab und das reine Öl, das auf dem Wasser schwamm floss in einen weiteren Bottich. Das war das beste und reine Olivenöl, kalt gespresst und alles per Hand. Das Öl aus dem ersten Bottich würde natürlich genutzt. Zum Beispiel um die Ölmanufakur zu beleuchten, denn außer zwei kleinen runden Oberlichtern und der Tür gab es kein Licht. Und die Pressung fand in der Nacht statt.

Große Aufbewahrungsgefässe und Fässer standen für den Transport bereit, um das flüssige Gold zu vermarkten.

Inzwischen mussten die Bäume geschnitten sein, unter den Bäumen gepflügt werden für Weizen, Hafer oder Gerste. Ländliche Idylle? Nur von unserem heutigen Point of view!

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Einblick in das kleine Museum, rechts + links die gemauerten Abteile, in die die Familien „ihre“ Oliven schütten und „ihr“ Öl zurück bekommen

Der junge Mann, der uns durch das kleine Museum führt, kann nur ganz rudimentär englisch. Sein Patron hat ihn dorthin abgestellt. Wahrscheinlich langweilt er sich den lieben langen Tag, denn allzuviele Besucher sind nicht zu erwarten. Eine englische Übersetzung fehlt und auch der Hinweis auf das gegenüber liegende Arboretum, das eine Reihe von unterschiedlichen Olivenbaumspezien zeigt, unterbleibt. Auf die Frage, warum im Museum keine regionalen Produkte verkauft werden, erhalten wir einen Hinweis, wo Pingo Doche, der landeseigene Supermarkt ist. Wi versuchen es nochmal mit konkreten Vorschlägen: Öl, Oliven, Seife.

„Aber der Patron hat es nicht gewollt ….“ Warum können wir nicht herausfinden.

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fertig für den Transport zum Markt

Das Einzimmermuseum Núcleo do Rio hat geschlossen …

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ein Wurfnetz muss ins Wasser

… aber kommt schon mal rein. „Wir machen hier nur neues Licht, Ihr dürft dennoch gucken“. Wir sehen Heimat. Fischfang vor der Flutung der Talsperre, mit der Hand wurden die Fische in Kolken gefangen, mit dem Speer oder mit Wurfnetzen.

Auch Reuse aus Schilf, Wurfnetze sind verendet worden und von wackeligen Booten aus wurde gefischt. Heute findet das alles nicht mehr statt. Ledgl. geangelt wird noch. Was gefischt wird, können wir nicht rausfinden.

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in diesen flachen Nussschalen fahren die Fischer los, ein Schöpflöffel aus Kork liegt vorn im Boot

Aber das Museumsdesign ist gut und die ersten und zweiten chulklassen werden ihren Spass damit haben. Ein Raum, neues Museumsdasig, aber fast nicht zu finden. Erst als wir aus dem Lebensmittelladen die Dame fragen wo es lang geht und sie wegen unseres Wunsches den ganzen Laden allein lässt, finden wir das Gebäude.

Das einzige Schild am Ortseingang reicht nicht. Aber vielleicht heißt Tourismusförderung hier auch suchen und finden und fragen …

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fischen nur mit der Hand – Kolke sind besonders geeignet

Wir fahren zum Fluss, von dem die ganze Zeit die Rede ist und von dem uns die Einheimischen erzählen, dass dort gebadet würde. Aber wir wollen es nicht versuchen, zu schlammig und ganz ohne Schatten.

Stattdessen fahren zur Marina, groß ausgeschildert. Dort, ein Boot, dass hin und wieder Gäste rumschippert, ein Badesteg und Wasser ca. 23 Grad warm, also nichts wie rein. Aber dabei bleibt es, ich bin die einzige Schwimmerin. Die portugiesischen Naherholer gehen schnell wieder und Gerd und ich haben die ganze Talsperre, die ganze Sonne, das ganze Vogelgezwitscher und das Säuseln der Wellen für uns.

Was will Mensch mehr?

 

 

Tourismus an und um die Talsperre von Povoa?

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Manuela und Ema erklären uns die Welt um die Barragem Novoa

Als die EU den kleineren Orten und Städtchen im Alentejo „moderne Schwimmbäder“ stiftet (natürlich alles auf Kredit, den Portugal nun jahrzentelang zurück zahlen muss, weswegen die Verschuldungsgrenze von 3% inzwischen wieder überschritten wird und weitere Sparprogramme bevor stehen – auch unter einer eher links gerichteten Regierung), haben sich die Naherholungsgewohnheiten der einheimischen Bevölkerung stark verändert.

War es früher üblich an freien Tagen und am Wochenende mit der Familie, dem Picknick-Korb, also mit Sack und Pack an die Talsperre zu fahren. Gleich neben dem Auto wurden die Sachen ausgepackt, der Grill angeschmissen und die Kidis in Wasser geschickt. Ein kleiner Kiosk lieferte den unverzichtbaren schwarzen Kaffee und das kalte Bier für die Männer.

Das Kiosk ist noch das und funktioniert, auch unter der Woche. Heute treffen sich die großen Familien ein- oder zweimal im Jahr zum Lunch, zu dem jeder etwas beiträgt. Ein paar Camper mit ihren Wohnmobilen stehen fast im Wasser, ein Angler lässt sein Gummiboot zu Wasser, um Forellen und Robolo (?) zu fischen und die vereinzelt lebenden Bauern Fischen Sonntags auch.
Ein Infozentrum ist renoviert, das Ingenieurshaus, in dem die Verantwortlichen lebten, als die Talsperre noch Strom erzeugt, braucht dringend Renovierung und dient derzeit für die Musikfestival-Organisatoren als Bleibe. Denn das Festival ist das Großereignis des Jahrs, über die Region hinaus bekannt, zum dem in einer Woche ca. 30.000 Besucher kommen und Weltmusik hören.

Die Gemeinde möchte das Gelände gern kaufen. Die portugiesisch-chinesische Kompanie will durchaus verkaufen. Die Verhandlungen scheitern z.Zt. an den unterschiedlichen Preisvorstellungen.

Aber: was für ein Tourismus soll und kann entwickelt werden. Diese Frage beschäftigt die Studentinnen und uns in den nächsten Tagen. Eine Konzeption muss entstehen, damit das Gefühl ein paar Besonderheiten sind in die Landschaft eingestreut, behoben werden kann und auch für nicht heimische Gäste ein Zusammenhang erkennbar wird. Erst dann wir ein spannendes Erlebnis möglich sein, das weitere Touristen interessieren könnte.

Vom Gesamten zum Detail, sich nicht in Kleinigkeiten verzetteln, ist schwer und die Aufgabe von Peter und mir die Lädiert auf diesen Pfad zu locken.

Korkeichen schneiden – aller 9 Jahre

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Frisch geschälter Korkeichenstamm in hellem Sienarot

Der besondere Baum des Alentejo ist und bleibt die Korkeiche. Jede Menge gibt es darüber zu lernen. Zum Beispiel das sie erst 40 Jahre alt werden muss, um das erste Mal Kork zu liefern. Dass sie dann aller 9 Jahre geschält werden darf und dass dies eine verzwickte Angelegenheit ist, die gekonnt sein will. Warum aller 9 Jahre? Dann ist der Kork dick genug und man muss nur eine Ziffer auf den Stamm malen, um sich zu erinnern, wann wieder Schälzeit ist.

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Spezialwerkzeug: Leiter und Beil mit Ablöser

Heute haben wir eine Kolonne getroffen, die die Bäume geschält haben. Sie stechen ins Auge mit ihrem sienaroten Stamm, der erst im Laufe des Jahres nachdunkelt. Mit Leiter und Beil – einem ganz besonderen – bewaffnet haben ca. 10 Spezialisten sich der Bäume bemächtigt und in Windeseile große Korkplanken abgeschält. Aber auch kleine Stücke wurde nachgearbeitet. Mit Stolz haben sie ihre Arbeit gezeigt und Fotos machen, dass war ihnen sehr recht. Gerd hat einen Löffel aus Kork geschenkt bekommen. Die Suppe kann er nun selbst auslöffeln.

Aber: eine Leiter, ein Beil mit einem Stil, der am Ende zum Abschälen genutzt wird, einem kleine Wasser-Wein-Kanister, einem Transporter und ca. 32 Grad Wärme trotz Korkeichen-Schatten kein wirklicher Spass. Und auf keinen Fall dürfen die Bäume verletzt werden, denn dann krempeln sie nur noch herum. Und nach dem Schälen muss ein sachgerechter Schnitt erfolgen, der möglichst viele waagrechte Äste möglich macht, um möglichst viel Kork zu ernten.

Der Preis für Kork ist in den letzen Jahren gefallen. Wie weit, wissen wir nicht. Und die Spezialisten werden weniger und weniger. Ema erzählt, dass sie eine schlechte Kolonne engagiert hatten, als der Großvater es nicht mehr selbst machen konnte. Und da die Korkeichen geschützt sind, mussten sie auch noch Strafe für deren schlechten Schnitt zahlen.

Aber andererseits ist Ema’s Auto vom Erlös der Ernte der Korkeichen der Familie bezahlt.

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alles auf einem Haufen – ab auf den Laster

100 Korkeichen = 1 ha. Das ist zu wenig, um davon zu profitieren. Aber so what. Sie sind das Potential der Landschaft. Sie sind Arkadien. Sie sind landwirtschaftlich doppelt genutzt durch Getreideuntersaat oder durch Bewegung durch Schafe oder Rinder. Und sie sind das A und das O der Kulturlandschaft des Alentejo.

 

Accomodation – nicht jedermanns Sache

Abgesprochen war mit der rechten Hand des Bürgermeisters Patrichia, dass wir preiswert wohnen würden und wir natürlich Damit einverstanden sind. Wie „preiswert“ das sein würde, könnten wir uns aber nicht vorstellen, weder unsere Ladies noch wir.

Das alte jüdische Haus, das wir beziehen dürften, war zwar wunderbar renoviert. Ein Archtekt hatte sein bestes gegeben, aber Peter sollte auf einer durchgelegenen Plastikkautsch schlafen, die man nur aufklappen könnte, wenn man das eine unter den Tisch stopfte und Gerd und ich hatten ein feuchtes Bett im Keller, in dem es so kalt war, dass ich zusätzlich meinen Kaschmir anziehen musste. Eine horrible Nacht für alle drei,die wir den nächsten Morgen ersehnt haben. Keine Nacht länger, zumal ein Hotel um die Ecke schon für 35,- € die Nacht zu haben war. Das hat Gerd dann gleich klar gemacht.

Den Studentinnen erging es nicht besser, eher noch schlechter, so dass auch sie nach zwei verzweifelten Nächten in ein Hostel mit Schwimmbad und Frühstück inklusive (15.- €) umgezogen sind. Schlafen in der Umkleidekabine ohne Fenster, ohne Luft, mit gerade neu gechlortem Wasserdunst, kalten Duschen und Betten, die bei jeder Bewegung zusammenbrechen, ist auch für Hartgesottene keine Option.

Wir wollen nicht weiter über die Wertschätzung uns gegenüber nachdenken, sondern es der Tatsache zuschreiben, dass Madame Organisatorin selbst noch nicht oft verreist ist und so vielleicht nicht einschätzen konnte, was zumutbar ist.

Selbst der Arbeitsplatz, den wir nutzen können, ist ein Tisch in einem Büro, der nur am Wochenende frei ist und die Küche, die auch noch einen Tisch hat. Denn: für das Kulturzentrum, in dem wir eigentlich arbeiten sollten, findet sich leider kein Schlüssel. Dass wir kommen, kommt doch überraschend. Denn wenn man nicht da ist, ist man nicht im Kopf und verschwunden. Vorausschauend organisieren oder planen, fällt Wohl insgesamt schwer.

Auch der Bürgermeister hat uns nicht auf dem Schirm, denn er hat in der Woche, in der wir das sind keine Termin frei, so dass wir ihm unsere Ideen nicht mehr vorstellen können. Oh, dann doch ein Anruf. Er könnte Dienstag nach 20.00 Uhr vorbei schauen. Da packen wir aber schon und wollen zum Essen und mal eben aus dem Stand englisch zu präsentieren, dass ist auch für uns alle nicht so easy.

Portugiesisch sein, heißt improvisieren.

Ende gut, alles gut …denn nur nach gutem Schlaf kommen gute Ideen.

Neue Infrastruktur geht immer (mit Geldern der EU) – Instand halten, ganz schwierig

Wir sehen in Castelo de Vide eine Menge relativ neuer touristischer Infrastruktur, die vermutlich (auch durch die Initiative des Bürgermeisters) entstanden ist. Die Beschilderung von Sehenswürdigkeiten ist einheitlich, aber oftmals nur noch schwer zu finden. Sie ist eingewachsen oder verblasst, Pfosten sind umgestürzt …

Die Wanderwege, in dieser Zeit angelegt, waren vermutlich auch nur kurze Zeit nach ihrer Ausweisung gut begehbar. Jetzt sind sie zu großen Teilen nur mehrmmit Hilfe einer Machete freizuschalten. Der Weg um die Talsperre, den wir suchen, ist im Wasser versunken, obwohl der Wanderführer der Region, den die Studentinnen in einem Hinterzimmer unseres Arbeitsraumes entdecken, berichtet, dass der Weg ganzjährig zu begehen ist.

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kaum wiederzufinden, die alten Grabstätten zwischen wild wachsenden Wiesen, die bunt blühen

Meniere, Gräber, die Rundhäuser der Schäfer, die auf dem Weg liegen, finden sich auch eher permZufall u d sind kaum zugänglich. Vieles ist inzwischen überwachsen, so dass die Wandertour zum Abenteuer wird und von „normalen“ Touristen bestimmt nicht unternommen wird. Zudem bietet der Weg zu wenig besonderes, denn so entsteht das Gefühl durch die immer gleiche Landschaft zu laufen. Das ist bei 26 Grad ohne Schatten schnell ermüdend.

Anmerkung: im Touristenoffice sind keine Information darüber zu erhalten, schon gar nicht auf deutsch. Ist wohl auch besser so.

Die Nachlässigkeiten in der Pflege und der Unterhaltung neuer Investitionen sehen wir noch an vieleßpn weiteren Orten. So sind an der Prommenade des Tejo in Lissabon Ca. 1/3 der Bäume ausgefallen, das Pflaster hebt und senkt sich schon nach wenigen Jahren der Fertigstellung, auch in anderen Orten fällt auf, dass Straßenbäume vertrocknen und Vernachlässigung Raum greift. Selbst in Hotels, Pensionen und Ferienhäuschen geht alles nur so irgendwie. So schließt die eine Tür nicht, der andere Vorhang ist zerrissen, für 4 Personen sind noch 3 Tassen da, alles nicht wirklich schlimm, aber eben auch nicht wirklich gut und den Gästen gegenüber, mit denen man Geld verdienen will, nicht respektvoll genug. Aber, die gehen ja bald wieder, andere und neue kommen ….

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ein versteckter Picknickplatz, nur erreichbar durchs hohe Gras – wir lieben es, aber die portugiesischen Familien haben lieber das Auto direkt am Tisch

Unsere portugiesischen Freunde meinen, dass dies ein Grundproblem sei und die innere Haltung der Alentejanos zeigt.

 

Sintra – am langen Wochenende um den 10. Juni sind schon alle da!

Weltkulturerbe. Was heißt das? Alle, alle sind schon da. An einem langen Wochenende wollen alle Portugiesen und alle ausländischen Gäste die vier in Sintra gebauten Paläste des Königs und seines Gefolges sehen. Disneyland und Neuschwanstein im Grünen, gebaut am steilen Berg, den auch schon die Mauren bebaut haben. Steil geht’s auf und ab, ein paar 10 Kilometer kann man gut machen. Da das die wenigsten wollen, nimmt die Mahrzahl das Auto oder ein tucktuck. Die Straßen sind verstopft, die Parkplätze gefüllt und wildes Halten ist die Regel. Für alles und jedes – auch für die Gärten ist ein kräftiger Eintritt fällig. Wir verzichten auf Schlange stehen, werfen nur einen abseitigen Blick in die grüne Hölle und finden einen steilen Aufstieg und Abstieg der fast unbelaufen ist. Den nehmen wir, spazieren an einem fast verfallenen Aromagarten vorbei, der im Prospekt noch euphorisch beschrieben ist. Jetzt wird daraus ein Wildkräutergarten, der niemanden mehr interessiert.

Palaco da Prozo oder der Nationalpalast des Königs
der steile Pfad, den kaum jemand nutzt, vermutlich für die Lieferanten