und das Wochenende.
Der Strand von Burgau am Morgen
quallig geht auch, brrrr…
Impressionen aus der Haut-Normandie und von unseren Reisen
und das Wochenende.
Der Strand von Burgau am Morgen
quallig geht auch, brrrr…
Wenn die Lehrerinnen und Lehrer so schlecht bezahlt werden, dass sie nur zwischen 600 und 700 € im Monat verdienen, bleiben Ihnen drei Möglichkeiten:
– beten und auf Gott Vertrauen,
– einen Zweitjob annehmen, z.B. Im Restaurant jobben und dann abends kaputt ins Bett fallen (Unterrichtsvorbereitung muss dann natürlich entfallen) oder
– und das scheint üblich, sich bestechen lassen.
Das gilt natürlich auch für alle anderen schlecht bezahlten öffentlich Bediensteten, so dass es vermutlich noch nicht so schlimm ist wie in Griechenland, aber keine wirklich guten Perspektiven verheißt. Eine Krankenschwester in einem privat geführten Hospital verdient Mindestlohn, 3,75 € die Stunde. Da die Lebenshaltungskosten nicht wirklich viel geringer sind, ist das ein Salair, von dem frau nicht leben kann. Also nichts wie weg für alle gut Ausgebildeten, ab in ändere Länder. Vor allem nach Brasilien.
Jetzt das schon angekündigte Plakat
Weil Evora ja eigentlich ein kleines Dorf ist und fast jeder jeden kennt, treffe sogar ich eine der Professorinnen zufälligerweise auf dem Platz der Kathedrale. Sie zieht mich gleich mit zu ihrem Auto, weil sie morgen nicht in der Uni ist und irgendwo ihr neues Buch präsentieren muss. Ich hatte sie gebeten mich in ihremPflanzenbücher schauen zu lassen und nun stehe ich mit einem drei Kilo Pflanzenbuch unterm Arm da, das Bäume und Sträucher Portugals listet. Ein dickes, schwerwiegendes Geschenk. Vielleicht ist es hier schon wie im arabischen. Kaum findet man etwas schön oder interessant, schon bekommt frau es geschenkt. Es gilt vorsichtig zu sein.
Dann stolpere ich ganz zufällig über die Grundmauern der alten Römer. Von der „Hauptseite“ waren sie schon zu sehen, große Fenster, verschlossene Tür und null Hinweis, dass es,auch reingeht. Aber auf der Rückseite, die vermutlich einst die Vorderdeite des Palastes der HERREN (und Damen) von Bougos war, geht’s tatsächlich rein – noch immer ohne Hinweis, denn gleichzeitig ist das Ministerium für Kultur dort untergebracht. Die gelangweilten Empfangsdamen nehmen mich freundlich an die Hand und ich kann mich selbst in die römischen Grabkammern stürzen. Erklärungen gibt’s auf Portugiesisch, also keine!
Da sind sie, die alten Römer und Obelix hat den Schutt, der darüber lag, weggeschafft
Die Mauern sind bestimmt 15 m hoch aus gleichmäßig behauenen Steinhudern, für die Ewigkeit. Da kann man schon mal einen dicken Palazzo daraufstellen.
An einer unbekannten Ecke in Evora
Das hautnahe Erleben der europäischen Krise ist hier jederzeit möglich. Auch die Hochschullehrer_innen sind massiv betroffen und sie berichten übereinstimmend, dass die kleine, kaum entstandene Mittelschicht verschwindet und das alte Verhältnis mit der weit aufgespannten Schere zwischen arm und reich wieder für alle fühlbar ist.
Eine der Professorinnen hat in den letzten zwei Jahren etwa 700 € an monatlichem Verdienst eingebüßt, eine andere muss in Lissabon von 900 € leben und in Evora unterrichten. Zwar ist der Zug billiger als die Busverbindung, aber dennoch, alles muss bezahlt werden. Und die Lebenshaltungskosten sind, soweit ich das feststellen konnte, nicht sehr viel niedriger als bei uns. Obwohl die Mehrzahl der Einwohner Wohneigentum besitzt, was sicher etwas entlastet, muss auch das finanziert werden, wenn es nicht ererbt ist.
Was ist passiert: die Europäische Union hat ihre strenge Hand auf Portugal gelegt, lange vor der griechischen Tragödie. Das hatte zur Folge, dass alle öffentlichen Bediensteten eine heftige Gehaltskürzung hinnehmen mussten. Dann folgte eine kräftige Steuererhöhung und schon fehlt eine dicke Summe im Portemonnaie mit weitreichenden Folgen.
Das schon alte Auto mit kaputter Elektrik kann nicht repariert werden, Restaurants, bei denen noch vor einem Jahr eine Reservierung erforderlich war, bleiben heute fast leer, Urlaubsreisen sind ganz gestrichen, die Teilnahme an Konferenzen entfällt, da die Uni dafür ohnehin kein Geld hat. Und diese Schleife schaukelt sich weiter auf. Da die Kosten des Studiums mit ca. 1.000 € im Jahr finanziert werden muss, müssen viele überlegen, ob sie es sich leisten können, ihre Kinder studieren zu lassen. Dann müssen zuerst die Lehrbeauftragten gehen, wenn die Anfängerzahlen sinken, wie es jetzt gerade der Fall ist. Aber auch alle anderen stehen unter Druck, eine „Verbeamtung“, wie wir sie kennen (und schätzen), gibt es hier nicht.
Trotzdem bleiben die Menschen fröhlich – jedenfalls auf den ersten und zwei Blick. Sie improvisieren, sie unterstützen sich gegenseitig, vor allem müssen sich die Kinder um ihre Eltern kümmern, denn deren Renten sind schmal, wenn sie überhaupt eine haben. Und nicht vergessen, Harz 4 (egal wie man dazu steht), eine solche Grundsicherung gibt es hier auch nicht.
Gespannt bin ich auf den 25. April und den 1. Mai. Noch habe ich keine Aufrufe entdecken können. Dafür aber ein Plakat mit Frau Merkel (links!) und dem Regierungspräsidenten (rechts) und folgendem deutschen Text: „Unsere Regierung ist deutscher als die deutsche!“, nur ein kleiner Untertitel übersetzt ins portugiesische, ist wohl nicht nötig. Deutschland, doch ein Wintermärchen?
Die FDP ist auch keine Lösung
7.45 Uhr betritt ein neuer Stdent, männlich, zögernd die drei Stufen ins Gebäude. Sein Zögern kann ich verstehen. Er wäre ja mit den Putzfrauen ganz allein.
Der neue Stdent erobert die Uni – Senior Pfau
Wie alle anderen dreht er ab. 8.00 Uhr Treffpunkt, der Bus, Aurora und ich sind pünktlich und zwei Studentinnen. Gegen 8.30 Uhr geht’s schon los, niemand außer mir ist verwundert und es fällt kein ermahnendes Wort. Warum auch, Professorin Paula kam als letzte.
Der Bus fährt zügig und ruhig die eineinhalb Stunden nach Lisboa. Zwischen Evora und einem weiten Tal machen sich die Störche die Starkstrommasten streitig. Die Energieversorger sind inzwischen sogar dazu übergegangen extra Aufbauten auf die Masten zu setzen.Auf einem zähle ich sieben (!) bewohnte Nester. Die Störche von Evora ziehen auch nicht mehr weg, sondern „überwintern“ hier. Es ist alles da: feuchte Wiesen, weite Täler, genug zumuteten, was will Storch mehr? Kinder, Kinder, Kinder … Auch wenn der demographische Wandel im Alentejo längst zugeschlagen hat.
Und davon gibt es leider keine Fotos.
Anders als bei unseren Exkursionen gibt es keine Ansage, was an dem Tag passieren wird. Als wir aussteigen, werden sie Studies kurz gesammelt, gezählt wird nicht und dann geht’s los, durch Treppengassen bis hinauf zum Castel, um den zukommen Landschaftsarchitekt_innen erst mal einen Überblick zu verschaffen. Die „grüne“ Struktur wird als Vernetzung problematisiert und als großes Ziel angesprochen. Die Frage nach Dach- oder Hausbegrünungen wird zurückgewiesen, denn das trockene Sommerklima würde dem den Garaus machen. Also nicht.
Der Tag ist sonnig, ein bißchen Wärme verbreitet sich im Sonnenschein, kalter Nordwind frischt auf und wird uns am Abend zu Handschuhen (aus Peru, Gott sei Dank) zwingen. alle hoffen auf den April, denn am 25., dem Tag der Revolution wird es auf jeden Fall warm und die Sonn scheint immerdar.
Neben dem, was wir vor zwei Jahren schon sahen, könnte ich drei neue freiraumplanerische Projekte kennen lernen.
1. Die Waterfront ist fertig und die Grünanlage vor dem Regierungsgebäude liegt nicht nutzbar der Waterfront gegenüber. Schon wieder müsste man die gestufte Rampe säubern, denn bis zur dritten Stufe herrscht grün vor. Gut genutzt sind ist die Waterfront weiterhin, nicht nur von den Touris. Die gesetzten Bäume werden die grüne Netzstruktur irgendwann unterstützen.
Die Waterfront mit gegenüberliegender Freifläche
Was wir seinerzeit übersehen hatten oder vielleicht ist es auch nur mir entgangen, weil der spannende Pavillon mit Tejoblick im Vordergrund stand, ist der „Japanische Garten“, 2011 gestaltet, den die drei Professorinnen als „Kirschgarten“ titulieren. Leicht reliefierte „hügelig“ geformte Erhebungen bilden den kleinen Garten, in dem gerastert viel zu kleine Kirschen mit dicken Knospen wachsen sollen. Ich flüstere Ihnen zu, dass sie das schnell machen sollen und bin gespannt, ob sie den Seewind und die doch leicht salzhaltige Luft auf Dauer tolerieren werden. Design ist Geschmacksache.
Der japanische Garten, ein Freundschaftsgeschenk Japans, 2011, Landschaftsarchitekt unbekannt
Aufgefallen ist uns 2012 die „Sichtachse“ vom Torre de Belem bis zur Kapelle St. José, eines der ersten „modernen“ landschaftsarchtektonischen Projekte in Portugal. Architekt muss ich noch mal nachfragen. Er hatte vor vom Mirador der Kapelle bis zum Torre mehrere Sichtachsen zu schlagen und so eine optische Verknüpfung koloniealen Handelns herzustellen. Eine gute Idee, eigentlich, nur muss man Bäume, denn sie wachsen, dann auch schneiden. So ist es also nix geworden, aber nicht wegen „Öko“, so wie bei uns, sonder aus Mangel an Pflege. Aber, das kann ja noch werden.
Als wir in Evora im Uni eigene. Bus zurück sind, wünschen wir uns alle dringend eine warmen Ofen, Handschuhe und Mützen, Café und was das Leben sonst noch so braucht. Portwein wäre auch nicht schlecht, aber leider noch zu früh.
Blick vom Diana Park in die Landschaft des Alentejo
Ein kalter Regentag im Museum von Evora. Viel römisch-christliche Kunst und ein paar bronzezeitliche Fundstücke … Von klassischer Schönheit. Aber im Gegensatz zu uns, wo Jesus beim Abendmahl Brot bricht und im Gegensatz zu Peru, wo er Meerschweinchen teilt, verspeist er hier mit seine Jüngern Austern. Das ist doch mal was!
Der spendabe Jesus verteilt frische Austern
Martin de Vos (ca. 1532 -1603), Ultima Cela – Abendmahlszene, Öl auf Eiche, Flämische Schule, ca. 1570
Die Geschichten ist alt und überall bekannt. Und gibt es gibt mehr als ein. Hier die erste: als die Mönchsorden und Nonnenklöster um 1834 oder 1837 (wer weiß das schon genau) im Zuge der Liberalen Revolution aufgelöst wurden, begannen Mönche des Hieronymusklosters bei Belem / Lissabon neben der dortigen Zuckerfabrik ihre Pasteis zu verkaufen. Und angeblich ist das Rezept bis heute gleich geblieben und angeblich auch noch heute geheim. Seit 2011 ist das Gebäck Pastel de Belem oder sonst Pastel de Nata zu einem von Portugals sieben Weltwundern erklärt worden. Klar, ich werde das Rezept im neuen Kochbuch bekannt geben.
Café ist klar, Pastel Nata und Etreschinos oder so oder so ähnlich
Die zweite Geschichte sagt Folgendes: die Ovos Moles, mit oder auch ohne hauchdünne obladenähnliche Hüllen, die mit der süßesten Eigelbmasse der Welt gefüllt sind oder nur aus ihr selbst bestehen. Wenn’s ganz dicke kommt, sind sie mit Puderzucker verschneit und einer Walnußhälfte bekrönt. Diese süße Sünde stammt natürlich auch aus einem Kloster, diesmal von den Nonnen. Sie konnten von den von Bauern ‚geschenkten‘ Eiern erst nur das Eiweiß brauchen, um Ihre weiße Tracht zu stärken. Aber Gottes Gaben können nicht „überflüssig“ sein. Im Convento de Jesus in Aveiro, dem Venedig Portugals, entdeckte eine der Nonnen, dass Eigelb vermischt mit viel Zucker haltbar wird. Je mehr desto haltbarer, je süßer, desto besser, desto leckerer, desto „Schnaps“.
Mehr, mehr, mehr: Bolo de Arroz, Cornucopia (Hörnchen mit Sahne gefüllt), Bolo Baba (Küchlein in Rum gefallen), Pastel de Feijao (wie Nata, zusätzlich viel Mandeln dazu) und sehr viele andere, die alle dada … heißen.
Sogar die Maroniverkäufer haben aufgerüstet und sind supermobil.
Aufgerüstet: der Maronenröster, gerade arbeitslos
der Tag an der Uni beginnt um 10.00 Uhr, aber nur für mich. Eine ca. halbe Stunde später kommt Rute, hin und wieder taucht einer der Masterstudies auf, bis 13.30 Uhr sind es dann immerhin sechs der elf geworden. Sie arbeiten vor sich hin, Rute hat Zeit mit mir zu plaudern, aber wann ich ggf. was präsentieren kann oder soll, bleibt ein Mysterium, das sich im Läufer der Zeit zeigen – oder auch nicht.
Die Studies müssen bis zur nächsten Woche die Analyse eines Planvergleiches für die Gemeinde Borba, im Nordosten, ca. 50 km von Evora entfernt. Dabei sollen sie die Naturpotenziale darstellen und erste Fragestellungen entwerfen, die weiter bearbeitet werden können, um ein kommunales Entwicklungskonzept zu erarbeiten. – wenn ich es richtig verstanden habe. Dabei haben sie nicht weiter als ihren Computer dabei, kein Papier, keinen Plan, keine Fotos und v.a. keine Diskussionen in ihren kleinen Gruppen. Die Profs sind die ganze Zeit im Raum und machen ihren eigenen Kram. Das ist ja auch mehr Platz als in den winzigen, vollgestopften Zimmerchen. Klar, dass man da besser zu Hause arbeitet.
Eines der Dienstzimmer der Hochschullehrer_innen
Rute berichtet, dass sich die Krise auch auf die Hochschule auswirkt. Immer weniger Studierende melden sich an, viele Eltern können die Studiengebühren aufbringen, die im Jahr ca. bei 1.000 Euro liegen. Das hängt vom Studienfach ab. Im Bachelor bietet Evora für Landschaftsarchitekten 20 Plätze, von denen nur neun besetzt sind, der Masterkurs fährt mit elf Studies gleichfalls Unterlast. Die Studies haben ca. 20 bis 25 Wochenstunden, genau weiß es wohl niemand. Das Semester ist in zwei Schwerpunkte geteilt, so dass auch nicht so ganz klar scheint, was wann studiert werden kann. Die Lehrkapazität der Profs liegt etwas niedriger als in Deutschland, zwischen sechs und 15 semesterwochenstunden. Erst im Master machen die zukünftigen Landschaftsarchitekt_innen erstmals praktische Erfahrungen in einem Praktikum. Im dreijährigen „Grundstudium“ ist das nicht unterzubringen.
Und: Englisch sprechen ist für die Studies eine ebenso schwere Herausforderung wie für die Deutschen.
Und: der Cafe in der Cafeteria ist sehr gut für 50 Cent.
Und: Montag, 8.00 Uhr ein Ausflug nach Lissabon …
Ein verschlungener Weg führt auch zum Ziel, vor allem bei so viel Schönheit
Rut musste unser erstes inhaltliches Treffen gleich absagen. Sie hat einen netten „Vertreter“ geschickt, der mich empfangen und präsentieren sollte. Senior Luis ist Lehrbeauftragter im Bereich Fort und Geologie oder so, konnte oder wollte mich den Studes nicht vorstellen. gerade als ich beschloß nun doch zu gehen, 2,5 Stunden später, kommt Rute mich abzuholen. Wir gehen ins Café, in dem ich heute schon Suppe gegessen habe.
Sie sind wie,wir gezwungen jeden Forschungsaufruf wahrzunehmen und interdisziplinär anzubieten; und wie bei uns ist die Zusammenarbeit mit den Architekten oft schwierig, so das sie heute eine ganz „schwierige“ Sitzung hatten und sichtbar genervt waren.
Freitag geht’s weiter, dann wieder 10.00 Uhr Uni, mal schauen, was dann passiert. 11 Masterstudies, 2 aus Polen, 2 aus Italien, 1 Studentin aus Syrien und alle fürchten sich Englisch zu sprechen. Das Eis wird schon brechen.
Der Eingangsbereich ist zugleich Arbeitsraum. Dagegen sind die Arbeitsbedingungen in Höxter Gold.