La Chapelle sur Dun ruft laut, lauter, ganz laut!

Denn morgens beim Aufstehen sind jetzt nur noch ca. 9 Grad und das ist nicht nur gefühlt verdammt kalt. Auch fällt das Kochen am Abend der Kälte und Feuchtigkeit zum Opfer, denn seit wir Gabi in Marbella verlassen haben, sind wir schnurstracks nach Norden durchgestartet. Wir müssen es akzeptieren, die schöne Sommerzeit ist vorbei und einem nicht allzu freundlichen Herbst gewichen. Die Esskastanien fallen, Nüsse sind reif und wir müssen im Bus sitzen und unser abendliches Gläschen trinken.

Nein, das wollen wir nicht mehr lange machen. Aber zwischendurch springt uns noch die eine oder andere Weinregion an: Êntre des mers, die Touraine (unser Lieblingswein Élèphant), da müssen wir noch schnell hin. Vielleicht ein Zimmer, vielleicht einfach weiter in die Normandie. klar ist, wenn’s wirklich regnet, brechen wir die nicht aufgebauten Zelte an.

Ein kleines Highlight haben wir morgen früh noch vor uns. Wir radeln in das hübsche Städtchen Montmorillant, die Stadt der Bücher. Wir werden irgendwo nett frühstücken, die vielen Buchladen im herausgeputzten Mittelalterort durchstöbern und dann Richtung Tour weiter nach Norden düsen. Ok, war nicht kalt genug für Frühstück im Städtchen, wir frühstücken zum letzen Mal vor dem Bus, das Brot immerhin ist warm. Dann ein kurzer Fototrip in den immer noch schlafenden Ort und ab in Richtung Lieblingswinzer am Cher.

Montmorillon, da wollen wir noch mal hin, wenn die Sonne scheint und die kleinen Buchläden alle aufhaben.

Dort warten sehnsüchtig die Gärten- und Heckenscheren, wie schön gesagt. Die Eichhörnchen wohl eher nicht.

Wir kaufen noch jede Menge Wein beim Elefanten, dort waren wir auch schon mit Moni und Hans … das reicht für Weihnachten, wenn sie uns besuchen. Noch 5 Stunden, zum ersten Mal Autobahn … ab geht die Kiste.

Was erwartet uns?

Rosenungeheuer, Weinschlangen, Feigen, die den Weg versperren, Unkraut wo wir hinsehen, im Haus Spinnen und ihre Gewebe überall. Aber egal: wir haben „unser“ Bett tonight. Reise zu Ende, darüber nachzudenken beginnt jetzt.

Ein letzter Gruß mit Alpenveilchen … und der Herbst beginnt, nun auch für uns.

Was bleibt! Und was nicht wieder mit muss …

Morgens im Weinberg – Sonne ab 7 Uhr

Unendlich viele Kirchen, Basiliken, Kapellen und Klöster gesehen, byzantinisch, romanisch, gotisch, neu-klassisch oder modern.

Kleine, große Städte, Dörfer und Flecken besucht, in der Ebene, am Berg, im Hochland, rauf und runter gekraxelt.

Im Meer geschwommen, in der Adria, an der Riviera, in vielen natürlichen Seen und künstlichen Talsperren, in Flüssen und in jeder Menge Schwimmbecken. In Frankreich sind Badeshorts in Schwimmbädern verboten! Was für eine lustige Idee.

In vier Monaten 26 Gaskartuschen verkocht, nicht wirklich erstaunlich, am meisten braucht angeblich mein Toaster.

In 180 Tagen und Nächten ca. 60 bis 70 Campingplätze getestet und selten sehr enttäuscht gewesen.

Eindeutig nach dem Picknick, woran erkennt man das?

Mindestens 10 mal bei Decathlon gewesen, die haben die billigsten Gaskartuschen und vieles andere mehr. In den ersten vier Monaten 30 Stück verkocht.

Leider, leider viel zu wenig gemalt, das ist nicht wieder gut zu machen.

In vier Monaten ca. 10.000 km gefahren, aber nicht jeden Tag. Kleine Touren auf kurvigen Strecken mit ganz, ganz schlechten Straßen in Italien, sogar auf den Autobahnen, die wir ohnehin, wo möglich, gemieden haben.

Hin und wieder gewaschen. Wenn man nur einmal Bettwäsche hat, muss die Sonne scheinen, sonst bleibt die Maschine leer.

Eine kleine Bibliothek angelegt, ca. 10 neue Reiseführer erstanden, die wir längst nicht „abgearbeitet“ haben.

Drei Pfeffermühlen verbraucht, aber nur eine Mühle mit Chilischoten! Salzkörner sind ungezählt geblieben. Wieviele Flaschen Wasser wir gekauft und getrunken haben, lässt sich hochrechnen, 180 Tage x 3,5 l Wasser, abgesehen von den Flaschen in Bars und Restaurants. Über die Weinflaschen schweigen wir uns aus.

Jede Menge Kräuter aus der freien Wildbahn gezupft und eigene Kräutermischungen kreiert, die alle prima sind.

Eine neue Badehose für Gerd erstanden, zwei neue kurze Hosen für Geed und eine weiße (unpassend für eine solche Reise) für 5€ vom Markt für Mme und ein Hemd für 10€ aus einer Kirchenkleiderstube. Schuhe und Socken mussten sein.

Die „Ein-Topf-Gerichte“ können ein Kochbuch füllen und lecker sein. Aber ein Herd mit Backofen ist auch nicht schlecht. Im Übrigen sind es Steinpilzravioli auf Tomaten-Artichoken-Sauce mit italienischem Parmesan (Direktimport)

Gefühlt mindesten 200 Hunderatten kennen und nicht lieben gelernt. Wer hat es nur erfunden, dass jeder dritte Camper mindestens einen, wenn nicht mehr Hunde mitschleppen muss.

Tausende Fotos gemacht, die vermutlich nie wieder einer anschauen wird. Vielleicht doch, wenn ich ein Büchlein unserer Reise mache.

Unendlich viele Male den Bus umgebaut. Unendlich viele Male mit dem Bus geschwankt, unendlich vielen Male wenn sich einer von uns nur umdreht, und sonst … auch.

Tomatenernte im Projekt-Garten von Frau Pastorin.

Unseren Helferinnen in Hannover Heidi und Conni und Gill in der Normandie danken wir herzlich und werden alles wieder gut machen…

Brot und Spiele: Ende gut, alles gut.

Was uns wirklich fehlt und wir beim nächsten Mal (so es eines gibt) mitnehmen müssen:

  1. Ein Kinderfeind muss mit
  2. Mörser, aber einen kleinen!
  3. eine Kochschürze (jeden Tag mit Fett gesprenkelte Hose waschen ist einfach doof), die haben wir dann in Cerét auf dem Markt gekauft
  4. eine zweite Kuscheldecke, weil es manches Mal abends einfach schön ist
  5. ggf. eine Knoblauchpresse, aber eine kleine, letztlich geht’s auch so
  6. eine zweiten Pullover, denn im Herbst kann Frau schon mal zwei brauchen
  7. noch weniger Geschirr und auf keinen Fall zwei Schaumschläger
  8. weniger Malpapier, ich komme ohnehin nicht richtig dazu, ich kann Motive und Idee speichern
  9. die dicken Bergstiefel, kleinere Wanderschuhe tuns auch, die anderen nehmen nur Platz weg
  10. und ein Kleid weniger tuts auch
  11. zu Hause bleibt auch das Zelt, haben wir nicht einmal ausgepackt
  12. aber ein anständiger Radmutternschlüssel und Radflickzeug muss unbedingt mit
  13. vielleicht dürfen e-bikes mit, eine echte Erleichterung für die Bergtouren

Ingesamt sind wie zwischen 17 und 18.000 Kilometer gefahren, haben in der Adria, der Riviera, dem Mittelmeer und im Atlantik gebadet, in Bergseen und Talsperren, unzählige Berge durchquert auf dem Weg zu all unseren Freund_innen im Süden, haben Karst, Maccia, Guarrique, fast Wüsten und menschenleere Regionen bestaunt und gefühlt wie groß Europa ist. Und: wir waren ja nur im Süden und dort auch nur in einem sehr kleinen Teil.

Wir sind schon fast wieder in der Normandie, morgen werden wir zuM ersten Mal die zu bezahlende Autobahn nutzen, um rascher voran zu kommen. In La Chapelle brauchen wir sicherlich als erstes die Gartenschere, um ins Haus zu kommen ohne von den Rosendornen zerkratzt zu sein. Die Heckenschere werden wir auch brauchen und vielleicht haben die frechen Eichhörnchen noch ein paar Nüsse übersehen.

2020 werden wir sicher keine große Tour machen. Wir freuen uns auf Besuch in der Normandie. Ende gut, alles gut.

Katze bleibt zu Hause oder wo auch immer, Fisch darf mit und Linolschittwerkzeug auch!