Die Italienreise – am Anfang ein Schrecken, am Ende eine Panne

Bis zu ersten Station der Rückreise lief alles gut. Staus in Italien vor dem Brenner. Aber wir kamen rechtzeitig in Großseeham an, bekamen auch einem Platz für unseren Bus – ganz idyllisch am See nahe der Autobahn. Wir sprangen kurz mal in den See, vermutlich nicht wärmer als 18°.

In einer Gastwirtschaft um die Ecke wird es ein deftiges bayrisches Essen und zum ersten Mal seit langem Bier.

Auch der zweite Teil der Rückreise geht ganz einfach, bis die Servolenkung nicht mehr funktioniert und der Generator nicht mehr lädt. Wir können zwar noch fahren, aber nicht die 350 km bis Hannover. Noch weit vor Würzburg stehen wir dann auf einem Parkplatz. Ein Schrauber aus München konnte gleich die richtige Diagnose stellen: Keilriemen gerissen, weil etwas Diesel ausgetreten war und ihn aufgeweicht hatte. Also abschleppen, also Werkstatt. 

Über eine Stunde passiert nichts, niemand kommt oder meldet sich. Die Rückfrage bei der Pannenhilfe ergibt schließlich, dass niemand aufzutreiben ist. Eine Weiterfahrt bis Schweinfurt kann das Auto noch schaffen und der Parkplatz vor der VW Werkstatt ist frei. Was nun?

Gerd wollte zur Arbeit am nächsten Tag und ich musste ganz allein im Hotel bleiben, in Schweinfurt, an einem Sonntag, an dem absolut nichts zu bestellen war. Der nächste Morgen mit einem Besuch um 7:00 Uhr in der VW Werkstatt war wenig vielversprechend. „Wir sind ausgebucht“, ein lakonischer Hinweis der Dame am Tresen. Ob der Werkstattleiter Urlaub hat, konnte sie um 7:00 Uhr auch nicht beantworten und ob das Auto am Montag überhaupt noch untersucht würde, war nicht zu erfahren. Da ich ohnehin nichts bestellen konnte, auch kein Zimmer mehr hatte und nur so in der Gegend rum saß (langweilig), stand mein Entschluss gegen Mittag fest, mit dem Zug nach Hannover zu fahren. Das habe ich dann auch in die Tat umgesetzt.

Während der Fahrt kam dann der erlösende Anruf der Werkstatt, dass sie den Fehler gefunden haben und der Wagen zum Abend fertig werde. Das war zu spät. Also muss Gerd am Mittwoch noch mal nach Schweinfurt und das gelbe Ungeheuer abholen, damit wir es in der Woche voll packen können.

Ende gut – alles gut, nur ein wenig teurer.

Arezzo und Umgebung

Der nächste Tag ist natürlich wieder ein Ausflugstag. 

Wir besichtigen Arezzo, zumindest den alten wunderbaren Teil. Nachdem wir die moderne Vorstadt überwunden und das Amphitheater umgangen haben, tauchen wir ein ins Mittelalter. Besser gesagt, weiter zurück bis zu den Etruskern, den Römern und anderen, die Arezzo mit gebaut haben.

Ein Blick in die weite Landschaft, ganz oben vom Domplatz aus, erklärt, warum die Stadt oben liegt: viel besser zu verteidigen. Heute aber nicht mehr wichtig.

Ein paar Straßen abseits vom Haupttourismus Weg finden wir eine typisch italienische Mittagscantina, in der drei Generationen der Familie im Laufschritt neue Platten hinter den Tresen stellen, Essen aufwärmen, Essen zum Mitnehmen eintüten, der Vater mit einer kleinen Tasche Essen ausliefert und wir das gewünschte in kurzer Zeit erhalten.

Street Art Künstler haben die Platten der Stromanschlüsse an den Häusern neu gestaltet und Portraits große Frauen und Männer interpretiert.

Später fahren wir durchs Land, entdecken die alte Brücke in Buriano e Penna über den Arno, die das Vorbild für die Brücke hinter der Mona Lisa sein soll. Wir müssen das noch nachprüfen. Das geht aber erst in Paris. Der Arno ist träge und grün, zum Baden lädt er überhaupt nicht ein, Fische sehen wir auch keine.

Ein kleiner Umweg führt uns nach Loro Ciufenna, wo wir das Kirchlein Pieve di San Pietro a Gropina entdecken. Schlicht romanisch, kein bisschen bemalt, alte Säulen mit unterschiedlichsten Kapitellen und endlich: durch die Alabasterfensterscheiben fällt warmes Licht.

Dies wird auf dieser Reise die letzte Kirche sein, die wir besuchen. So haben wir´s beschlossen.

Skulpturenpark „La Serpara“ undPici bei Mirella

Eine große Überraschung ist der Skulpturen-Park „La Serpara“ in Civitella d‘Agliano. Mit Angela Wahr, selbst dort Künstlerin, erleben wir eine spannende, engagierte Führung und lernen in 2 Stunden etwa 40 Künstler und ihre Kunst Werke kennen. Der Initiator des Gartens, Paul Wiedmer, ist bekannt geworden mit seinen Feuerskulpturen, die ein kreatives, „freundliches“ Feuer ausspucken. Wie lange steigende Gaspreise das wohl noch erlauben?

„Der Skulpturengarten La Serpara in der Hügellandschaft nahe Orvieto ist ein Geheimtipp. Obgleich für Besucher geschaffen, drängt er sich nicht auf, sondern will entdeckt werden. Der Schweizer Künstler Paul Wiedmer hat den Garten 1997 gegründet. La Serpara wächst von Jahr zu Jahr durch die Aufstellung neuer Arbeiten von Paul Wiedmer, sowie der vor Ort realisierten Werke eingeladener Künstlerfreunde.“ Ein lohnender Besuch für alle die eine „Vereinigung“ von Kunst und Natur mit ihrer Pflanzenvielfalt schätzen.

Pici handgemacht

Wir essen bei Mirella und Lucia zu Abend, eine ganz liebe Einladung. Und hinterher sind wir so pappsatt, dass wir eigentlich nach Hause rollen könnten. Aber nein, zu weit, zu dunkel und zu steil.

Vorspeisen:  Zucchiniblüten aus dem Garten, frittiert, 5 Sorten Käse von Freunden oder Nachbarn hergestellt mit Feigenmarmelade von Mirella (davon bekommen wir jeder ein Glas als Abschiedsgeschenk), 3 Sorten vom eigenen Schweinchen, nämlich Panchetta, Schinken u d ein Luftgetrocknetes von Mirella gewürzt und zubereitet. [eigentlich sind wir schon jetzt satt!]

Hauptgang: Pichi mit einer Tomatensauce nach Art des Hauses, jeder muss 2 Teller verdrücken.

Und dann noch der Nachtisch: eine luftige Torte mit einer dicken roten Marmeladencreme, natürlich auch hausgemacht von Mirella!

Dann kommt noch Kaffee und Schnaps und schon können wir nichts mehr, auch nicht schlafen. Soweit zur positiven „Nötigung“.

Und dann gab es auch noch die babylonische Sprachverwirrung: Italienisch vorrangig, Französisch einigermaßen, Deutsch perfekt, Englisch rudimentär. Aber das gegenseitige Verständnis war nie ein Problem.

San Gimignano und Volterra

Und schon kommt der nächste Ausflug. Wir starten in Richtung San Gimigliano, schauen Geschlechtertürme, den Palazzo und trinken Kaffee, wollen Eis, wie alle Touristen. Schubsen uns zusammen mit allen anderen weiter. Schauen in jeden Laden, der Olivenholzzeug verkauft, um ein schönes Salatbesteck für das Haus Amore zu erstehen.

Noch gelingt es uns nicht etwas Passendes zu finden. Die nächste Chance ist Voltera – jedes touristische Highlight wird heute mitgenommen. 

Und wir wollen und müssen ins Etruskermuseum, die alten Urnen erneut zu sehen. Das Museum ist dieses Mal aufgeräumt und abgestaubt, neu sortiert und immer noch eindrucksvoll. Moni entwickelt eine neue Geschäftsidee für ihre Töpferei, denn diese Urnen sind noch immer hochmodern. Ich hätte gern solche Blumenkästen, aber das ist pietätlos, sagt Gerd wie immer. Ok, ich kann ohnehin keine bekommen.

Deckel einer Urne
wirklich etruskisch!

Wir stellen uns bei der zweitbesten Eisausgabe von Voltera an [die Beste hat geschlossen], warten, warten und warten, bis wir unsere Eispackung erhalten, lecken schnell, ehe alles wegfließt.

Zu Hause wird gekocht: Involtini mit Mangoldfüllung, sehr fein.

Danach haben wir wieder einen schönen Tag Pause, können noch mehr Souvenirs kaufen und lesen, ganz viel lesen, faul sein und nix tun.

Cortona – im Mittelalter angekommen

Wir wollen nicht soweit mit dem Auto fahren und trotzdem Neues entdecken. Also Cortona, soll ja schön sein. Um ins Städtchen zu gelangen, bietet das Navi Feldwege, so dass wir drei Versuche brauchen, um in die Stadt zu kommen. Dort ergattern wir den letzten freien Parkplatz. Von nach uns Wartenden werden wir beglückwünscht und zahlen begeistert die Parkgebühr, denn die Policia ist schon da und schreibt eifrig auf.

Hinter dem Stadttor überrascht gleich ein Atelier mit wunderschönen Drucken, sogar auf T-Shirts. Gerds Größe ist leider nicht dabei, wie schade, obwohl er schon wieder mault, dass es zu teuer wäre, blabla. Aber er hat doch gewonnen. Auf dem Rückweg will ich dort noch Karten kaufen: geschlossen, Mittagspause, sehr Schade.

Ein Mittelaltermarkt beglückt die Sonntagsgäste mit Musik und wirklich phantasievollen Kostümen, Trommlern, Stelzentänzerinnen, Michelangelo und sein Flugdrachen laufen durch die Gassen. Ein kurzer, steiler Spaziergang, noch eine wunderbare Galerie mit kleinen Kunstwerken und einem Geschenk für Conni, alles zu seiner Zeit.

Viel später schleppen wir wieder Einkäufe ins Haus, vermissen einen preiswerten Parkplatz und hoffen darauf, dass die Tagesgäste endlich wieder verschwinden.

Das frühabendliche Konzert der Musikstudierenden in der Villa de‘ Ricci mit neuen und alten Werken zeigt das Können der Meisterschüler*innen. Wie immer: Impressionisten.

Der Spoerri-Garten in Seggiano

110 Skulpturen von 50 Künstlern, in der Landschaft versteckt. Wir werden beim Kauf der Tickets gleich freundlich eingewiesen und auf die Skulpturen Nr. 56, 42, 3 und 75 hingewiesen, die absolut wichtigsten, die auch gleich im Plan markiert werden. Das machen wir natürlich ganz brav und sehen vieles weitere. Goldene und bronzene Köpfe auf Stelen begegnen uns immer wieder in unterschiedlichen Sujets, mehr oder weniger nach unserem Gusto.


Für mich waren außerdem spannend: Acqua Golem von Daniel Spoerri, der den ganzen lieben langen Tag mit Wasser beregnet wird (welche Wohltat bei der Hitze) und die große Tasse, in die es permanent von der Dachrinne tropft, und wir Lust bekommen uns sogar in das schmutzige Wasser zu setzen. Aber ab vom Wasser.

Aldo Mondino hat die „Grande Arabesque“, ein Bonzesklptur 1995, gestaltet, einen Fisch auf einem Bein, sehr witzig und schön.


Beeindruckend ist die „Mauer der zwölf letzten Mahlzeiten berühmter Frauen“ von Spoerri [2008], vermutlich eines seiner letzten Werke. Alles weitere lockt zum Selbstentdecken!

Unbedingt eine Mittagspause im dortigen Restaurant einplanen, denn das Esse, der Service und das Ambiente: hervorragend. Vor allem gibt’s eiskalte Getränke. Perfekt.

http://www.danielspoerri.org

Eine Wanderung zum Eingewöhnen 

Wir gehen mit einem Minipicknick und ausreichend Wasser los zum ˋParco Villa Trecci‘, der erst 2014 angelegt wurde – ein Park ecosostenibile.

Ein Gartenarchitekt aus Montepulchano konnte hier auf 5 ha Terrain seinen Traum verwirklicht und 10 unterschiedliche Gartenräume entwickelt. Heute pflegen 5 Gärtner*innen 400 verschiedene Pflanzenarten. Wer dort wohnt, wer es finanzierte, wer verantwortlich ist für die ganze Pracht, können wir nicht herausfinden. Aber Dino verrät, dass ein Teil des Gebietes früher seiner Familie gehörte. Wir haben keine Sonderkonditionen erhalten!

Auf dem Rückweg klauen wir die erste reifen Süßkirschen. Die Bienenfresser schrecken auf als wir passieren und locken uns von ihren Bruthöhlen weg, zeige ihre Flugkuenste und ermuntern Hans mit seinem dicken Tele wiederzukommen. 

En verra! 

Von einem schnuckeligen Bergstädtchen ins nächste – daran herrscht wahrlich kein Mangel

Eine kurze Fahrt bringt uns zum ersten Kaffee nach Pienza. Der Papst Pius II ist schuld, dass dort ein architektonischer Höhepunkt der Renaissance erbaut wurde. Er hat versucht diesen Traum in nur 6 Jahren bauen zu lassen. Der wenige Platz, der in seiner Geburtsstadt vorhanden war, erzwang neue Lösungen. Die Perspektive der Weite und der Grandessa ist mit Winkeltricks hingebogen, so dass nur wer genau hinschaut, den Trick durchschaut. Wer den Grundriss genau liest, kann es sehen.



Dann weiter nach San Quirico d’Orcia. Bummeln durch die Gassen, ein Panini im Garten und ein Spaziergang durch den ersten öffentlichen Park Italiens, der heute ein wenig «langweilig» wirkt. Außer Gruen, Treppen und staubigen Wegen wenig Ansprechendes. Aber immer schön rauf und runter. Italienisches Trainingsprogramm.
Fotohalt hier, Fotohalt dort. Am Ende Monticchiello – verträumt, verschlafen, fast vergessen. Heute alles perfekt renoviert, mit Christiane‘s Lieblingskleiderboutique. Dieses Mal kaufen wir nichts, denn sie ist nicht dabei, um zu probieren.

Das dicke Ende kommt zum Schluss 
Als das Auto endlich in Montepulchano geparkt und verschlossen ist, ratsch eine Dame am Auto lang, verbeult beide Türen. Nun hat der Wagen zwar die richtige italienische Knautschform, wir aber den Stress mit der Versicherung. Der zweite Unfall in einem Urlaub. So sollte es nicht weiter gehen. Wir wüschen uns bessere Zeiten.

Florenz

Der Dom von Florenz: „Brunelleschis Bauwerk war eine revolutionäre Leistung. Er hat keine Gerüste benutzt. Giotto hat den Campanile entworfen, aber er ist gestorben, bevor er fertiggestellt war. […] Die neogotische Marmorfassade entspricht seinem Stil, wurde aber erst im neunzehnten Jahrhundert hinzugefügt.“ (Nora Roberts: Das Haus der Donna, 205) 

Heiß, heiß, heiß.
Auf dem Domplatz kein Durchkommen. 7 km Schlange auf jeder Seite vom Eingang. Wir verzichten auf die bunte Kirche und schlagen uns in einem kleinen Stadtteil durch, ohne Touristen. Wir brauchen bei 33° im Schatten eine längere Pause, eine zweite Dusche am Tag und eine dritte am Abend. Und wir brauchen eine Siesta, ausgedehnt.
Später finden wir bei „la Mama“ einen gedeckten Tisch und feine Leckereien- natürlich erst nach einem weiteren bildungsintensiven Kirchgang mit allen Heiligen und architektonischen Besonderheiten von Renaissance bis weiß-rosa-grünem Marmor.
Genug Wein ist auch da!

Auch der Samstag in Florenz beginnt mit mehreren Kirchgängen von weitreichender,  heroischer Größe. Fresken kilometerlang, bis wir nicht mehr können. Und dann: unbedingt wieder Siesta!
Jetzt kommt das Highlight, weswegen wir überhaupt in firenze sind. 21.00 Uhr, Stadion, Konzert, Gianna Nanini, die alte Rockröhre mit Band und singenden Gästen.

Das ganze Stadion singt – nur wir haben unsere Texte wieder nicht gelernt. Die Damen um uns herum schubsen uns an: los, mittanzen. Auf der abschüssigen Reihe 15 wird mir dabei ganz schummrig. Ich setze mich wieder auf ergonomisch merkwürdige Plastikschalen. Wie machen das dicke Fußballfans vom ACF bloß?
Ginna singt bis 23.30, whoa. Wir strömen mit allen anderen Fans zurück in die Stadt und finden tatsächlich 0.05 Uhr auf dem Platz vor unserem Hotel eine Flasche weißen- gut gekühlt und nett serviert, in den Ohren dröhnt noch weiter
„Bello impossible“, die ganze Nacht. Hans und Gerd wollen die alten Rockplast-Fime suchen und schauen ob G. früher wirklich ein Hüpfball war.