Willkommen auf dem Mond

Der Mond auf Erden – die Landung war wohl hier

Allerdings nur auf der dem Land zugewandten Seite. Dahinter ist es grün.

Wir sind auf der Insel Rab. Die Anreise war spektakulär. Immer an der Küste entlang, links die Berge mit mehr oder weniger Macchia, links unten das Meer, blau wie im Reiseprospekt. Und von vorn bläst der Bora. Das merken wir aber erst so wichtig beim ersten Stop, wo es uns fast die Tür aus der Hand reißt.

Irgendwann müssen wir dann über einigen Serpentinen runter an Meer, zur Fähre. Die Insel gegenüber, Rab, sieht aus wie der Mond, nur heller Fels, kein bisschen Grün drauf. Und das soll die grüne Insel sein?

Wir haben noch Zeit bis zur Abfahrt und nehmen an der Bude am Ende des Parkplatzes erst mal einen Kaffee. Die Sonne brennt, endlich, und wir sehen, wie ein Wohnmobil nach dem nächsten eintrudelt, dann noch ein Wagen mit einer beeindruckenden Motoryacht auf dem Trailer. Wie der bloß die Straße mit den vielen Kurven geschafft hat?

Auf Rab fahren wir als erstes zum Campingplatz. Der entpuppt sich als kleines Areal mit Stellplätzen zwischen Olivenbäumen. Wir sind auf der grünen Seite der Insel angekommen, und der Platz ist so gut wie leer. Wir haben das Meer vor der Tür – sogar mit kleinem Strand. Hier bleiben wir ein paar Tage.

Der Bus fährt Schiffchen

Zwischenstopp in Franken

Wir starten nach Franken, um dort bis Mittwoch zu bleiben. Dann fährt Gerd wieder nach Hannover. Bis dahin müssen wir wissen, was wir noch nicht mitgenommen haben. Es fängt schon an: Teekanne von der Post abholen (neu bestellt), Micropur für steriles Wasser noch einpacken. Wer weiß, was noch dazu kommt? Noch habe wir eine Woche Gnadenfrist.

In Iphofen wohnen wir nicht im Bus, geht ja nicht. Ist voller Möbel. Wir haben das Mainbernheimer Stadttor gemietet, steile Treppen mit dem Hinweis das letzte Glas Wein „oben“ zu trinken. Dem Hinweis leisten wir Folge!

Die erste Treppe
Mainbernheimer Tor in Iphofen

Der Tag im Fränkischen 

Er beginnt, wie sollte es anders sein, mit dem ultimativen Besuch bei den Winzern 3-Zeilen. 6 Flaschen Spontanvergärung dürfen auf jeden Fall mit in die Schweiz. Eine ordentliche Brotzeit muss folgen, ein halbsonniger Spaziergang und endlich Siesta. Auf zwei Flammen will Gerd zwei Töpfe (ohne Deckel) und eine Pfanne unterbringen: Spargel satt, ein früher Vorgeschmack auf Italien, denn von dort kommen die neuen Kartoffeln und mangels Schinken ein kleines Schnitzelchen. Eines ist sonnenklar. Die Miniküche im Bus ist besser ausgestattet als der Turm, in dem wir wohnen. Aber es geht auch so!
Mittwoch fährt Gerd wieder nach Hause und ich mache mich auf in die Schweiz zu Maggi und Uwe. Irgendwie müssen die Möbel endlich raus aus dem Bus. Aber zuvor werde ich Station in Vaduz machen und dort die gesammelte Kunst betrachten…

Die ersten Tage

Kommode rein, Kommode raus, Stühle rein, Stühle raus, Spaten rein, Spaten raus und so weiter

Die Busreise startet mit möblierten Hindernissen. Weil Gerds Elternhaus leer werden muss und möglichst wenig auf dem Müll landen soll, haben Maggi und Uwe ihre Wünsche angemeldet. Wir befolgen Sie gern, aber für uns bleibt in der ersten Woche wenig Platz im Bus. Die Vordersitze sind auf Kante vorgezogen, die Schubladen der Kommode vollgestopft und 4 Stühle blockieren den Rest der freien Fläche. Oh, wir haben uns abgefunden. In Unkel während der Konfirmation müssen wir aber im Bus schlafen, also wieder raus mit dem Zeug – auch in Hannover musste alles schon mal raus, schließlich will der Bus erstmals für Europa gepackt werden: was darf mit, was muss mit, was muss zu Hause bleiben?
Als erstes verabschieden wir uns von kleinen Koffern, unsere sind offenbar größer als die von Theis und Ruth. Wir stopfen alles in eine Kiste (jeder bekommt eine) und wir werden suchen…
Dann stellt sich die Frage nach der Küchenausstattung. Der von mir gewählte Topf wird vom Chefkoch als zu klein begutachtet. Also ein größerer. Ok! Dann: wohin mit der großen Standluftpumpe? Brauchen wir die wirklich? Offensichtlich. Plötzlichen soll die zweite Kochplatte aus Platzgründen zu Hause bleiben. Ich protestiere. Wer soll große Küche für mich machen mit nur einem Gasfeld?
Ich schmuggle noch ein paar Kekse ins Auto und die Konfirmationsgeschenke müssen auf jeden Fall mit. Und nein, keine Geldgeschenke… wie immer nicht, auch wenn sie heiß ersehnt wären.
Hier noch ein 12V Adapter verstauen, dort noch ein Buch hineinzwängen – Schluss ist, alles andere wird neu gekauft, oder auch nicht.

Wir fahren los, erst gegen 16:00 Uhr, um rechtzeitig die Staus des Ruhrgebiets mitzunehmen und landen in Unkel, ready for Pizza!

Außerdem sind wir dankbar, dass wir eine Nacht im Haus schlafen dürfen, die Nachttemperatur sinkt auf 0 Grad. Wir wollen. Sommer und kein Eis und Schnee! Erst die nächste Nacht wird unsere erste und sehr kalte Nacht im Bus. Wir wissen es schon.

Unkel – Munkel- Willi Brandt…

Wir waren schon Freitag angereist, weil wir Zeit für das Wochenende der offenen Ateliers haben wollten. Aber der Tag beginnt mit Tischkarten-Design und endet mit Familiengrillen, aufgeregten Verwandten, gestressten Eltern und obercooler Konfirmandin. Alles ist schön, der Sonntag Misericordias Domini gestaltet sich domina mäßig, Aja glücklich, Eltern erleichtert, Verwandte aufgekratzt. Ein „Erwachsenwerden“ mit zugewandter Begleitung in Freiheit. Was geht mehr?

Kommode rein, Stühle rein – hoffentlich zum letzten Mal 

Ein Ausflug ins Hinterland

An durch die Grenze nach Pirana oder Pirano

Aber erst mal einen kleinen Abstecher nach Muggia. Nur 12 km von Triest entfernt liegt es in einer Minibucht ein klein wenig versteckt. Wir lassen das Auto wieder Lift fahren und finden sofort die richtige Straße raus aus Triest. Navi sei dank. Und in dem kleinen Städtchen ist es wie überall: Parkplatzsuche

Wir haben Glück und finden einen, sogar kostenfrei und gleich am Stadttor. Mitten in der Altstadt liegt ein rundes, altes Hafenbecken, Fischerboote dümpeln. die „größeren“ liegen weiter draußen. Fischerboote wechseln mit Segeljachten, das Leben fließt auf und ab, den gemächlichen Tidestrom folgend. Noch langsamer als in Triest spaziert man über die Piazza, trifft sich zum Plausch, bewundert die Kleider der Hochzeitsgäste, eines extevaganter als das andere. Das Brautpaar muss noch in der municipio ja sagen. Das dauert. Der Reis klebt schon an den Händen. Wir verpassen „den“ Moment, spazieren lieber durch das Städtchen und kaufen nix mehr ein. Schöner shoppen hatten wir schon in den ersten 5 Minuten erledigt. Neue Fummel, denen wir nicht widerstehen könnten.

Weiter geht’s nach Slowenien, Vignette kaufen für 15,- €. Die wollen wir später noch ausnutzen, wenn’s schon teurer ist als Österreich. Vielleicht noch ins Karstgebiet durchstarten. Jetzt, wo wir perfekt in und aus der Lift-Garage kommen.

In Piran …

Werden wir gleich abgefangen und dürfen mit dem Auto nicht rein. Ein Glück für den Ort nur Anwohner zuzulassen. Welche plötzliche Ruhe. Rechts Meer, links Meer, Wellen brechen ans Karstgestein und nur gelegentlich ein Moped. Die Sonne brezelt, wir suchen Schatten und sind von den sehr, sehr alten Gemäuern gefangen. Verwinkelte Gassen, bunte Häuser, viele noch auf eine Sanierung wartend, andere erstrahlen neu und im Luxus. An den ehemaligen Sozialismus erinnert nur noch die Friedrich Engels Gasse, durch die wir zufällig gehen.

Der alte Reichtum neu belebt ist und bleibt die Salzproduktion im flachen Küstengewässer und die kleinen Fische aus dem großen Meer. Das schöne hölzerne Salzfass und Salz aus Piran haben wir schon. Das haben Waltraud und Peter uns schon im letzten Jahr mitgebracht. Was ich nicht wusste: die Schuhe, um auf den Salzfeldern zu arbeiten sind einfache Bretter, über die ein Lederriemen genagelt wird. Bloß keine Wunde am Fuß oder aber sie heilt schnell!

Wir verdümpeln den Nachmittag, laufen die Mole entlang, entdecken sehr zufällig Steinmetzarbeiten, die versteckt in den Fels gehauen sind. Andere gehen baden und braten in der Sonne, wir trinken Kaffe im Schatten.

nach 8 Stunden Ausflug lösen wir das Auto aus und fahren zurück nach Triest. Ohne Komplikationen und sofort finden wir zurück zur Garage. Nach nur einer halben Stunde Fahrt schmeißen wir die Schuhe von und Wasser auf uns.

Spät gehen wir etwas abgeschlafft essen.

 

Schiff ahoi! Miramar erwartet uns

Wir stapfen nochmal in Touri-Büro, diesmal ins große. Eigentlich wollen wir wissen,wo wir Busfahrkarten bekommen, um Thurn und Taxis in ihrem Schloss zu besuchen. Erfreut erfahren wir, dass es auch mit dem Schiffchen geht, das in einer halben Stunde ablegt. Nix wie hin, als erste Plätze entern, aber es bleibt viel frei. Es tropft von oben, der Himmel hat Regenwolken aufgehängt und wir werden nass. Und das alles, obwohl Heidi einen Knirps mit hat. Ich habe nichts, aber einen Regenhut. Der tut gut! Wir schippern 40 min. Für 4,20€, das ist doch was und lechzen nach Kaffee -wie alle Triester. Das Völkchen mit dem höchsten Kaffeeverbrauch pro Kopf. Wir üben noch.

Schloßpark mit phänomenaler Aussicht aufs Meer, Schloss mit Rundumblick auf Felsvorsprung, wenn nur nicht so viele Andere da wären! Ein Obergärtner legt Pflanzen aus, ein armer Tropf muss auf Knien buddeln. Ansonsten ist die Schmuckbepflanzung schlicht, aber die alten Bäume, die vielen verschiedenen Arten, die kühle Laubengänge und schattige Plätze ausbilden, sind wunderbar. Wird aber heute nicht gebraucht, mehr Sonne hätte uns gefallen.

Mit dem Bus Nr. 6 versuchen wir die Betonkirche hochlauft dem Berg zu erreichen, Monte Griso. Weit gefehlt, denn der 6er fährt zurück in die Stadt zum Hauptbahnhof. Wir haben keine Fahrkaten und wo welche herbekommen. Im Restaurant nicht, kein Tabak in der Nähe, also egal, der Fahrer nimmt uns mit. Nach und nach suchen zwei nette italienische Damen in ihren Taschen nach Karten und letztlich können wir zwei erstehen, je 1,25 für eine Stunde mit Umsteigen, denn das müssen wir noch. In die 42 den ganzen Weg zurück, allerdings auf einem anderen Bergkamm. Schleuderkurs!

Der preiswerte Nahverkehr

Das Ticket für 1 Stunde und 1,25 € berechtigt mit Umsteigen im ganzen Großraum Triest herumzugurken, und der ist groß. Für 1,50 sogar fast 2 Stunden! Das macht die Busse voll und dennoch sind die Straßen voll mit Autos und Mopeds. Nur ein sehr kleiner Teil der Altstadt ist autofrei, das ist noch Luft nach oben.

Wir werden an einer Ecke vom Busfahrer rausgeschmissen mit dem Hinweis noch 900m bergauf. Die ziehen sich, vor allem weil uns der nachfolgende Bus locker überholt. Aber der Weg ist das Ziel. Ein imposanter Blick über die Bucht von Triest belohnt uns.

Das Betonmonster Monte Griso

Muss Frau nicht schön finden, aber monstreus. Sozialistisch-katholische Beton-Wabenkunst gegen den lange untergegangenen Nachbarn. So wie das Springerhochhaus in Berlin ein Symbol der Überlegenheit des westlichen Systems darstellte, sollte auch die Kathedrale M. Griso die katholische Glaubensüberlegenheit weit nach Jugoslawien hinein strahlen. Ein gelungenes Konzept? Jedenfalls hat die Bauwirtschaft profitiert und Triest einen neuen Walfahrtsort erhalten.

Ob es schön ist? Jedenfalls spektakulär durch Größe und Klarheit der Strukturen, die ihre Nutzer kaum aushalten können. Heute ist der Altarraum voller Nippes, Blumen, Heiligenbilder und jede Menge zusätzlicher Stühle, die nicht gut hinpassen. Mindestens 3 verschiedene Formen … wie schade. Purismus scheint anstrengend.

Triest und das Meer: eine laute Stadt des Südens

Fast alles ist zu Fuß zu erreichen, dennoch überall Autos, Mopeds, Roller in ach so schmalen Straßen. Und dass, obwohl der öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut scheint. Wir werden das testen.

Natürlich erwandern wir alle Sehenswürdigkeiten, die unser Reiseführer für uns vorgesehen hat. Und wir streifen durch kleine Gassen, sehen winzige Geschäfte, steigen Treppen raus und runter, wissen nicht in welchem der zahllosen Kaffees wir unseren nehmen sollen und sitzen auf der Hafenmole. Die Zeit plätschert dahin.

Venedig-Feeling kommt auf und auch Lissabon.  

All diese Städte zum Meer hin offen, laden mit ihren großen Plätzen fremde Besucher, Händler und Kaufleute ein; heute vor allem Touristen. Und alle haben „schon wichtigere Epochen“ hinter sich. Auch in Triest ist der Verfall vieler Häuser nicht zu übersehen, gepaart mit Luxussanierung und gepfefferten Preisen für Solschenizyns Immobilien.

Die Wohnung, die wir gemietet haben, gehört zu letzterem. Ein Spekulationsobjekt, jetzt Eigentumswohnungen, von denen noch nicht alle verkauft sind und ein Haus, in dem die Sanierung nicht fertig geworden ist. Aber wir wohnen in einem Ikea-Traum in weiß. Alles ist weiß: von der Küche über das Bad bis hin zu den Betten und Schränken in den Schlafzimmern. Was es so alles gibt in dem großen Möbelhaus … dabei gibt es so nette Antiquitätenläden hier und. Nicht mal teuer …

Angekommen in Triest

Volle Sonne, blaues Meer, glitzernde Wellen, unter Pinien sonnen sich die vielen Triester. Wir fahren die Küstenstraße weiter bis in die Stadtmitte und versuchen durch das Einbahnstraßengewirr die Bar zu finden, in der wir den Schlüssel abholen sollen. Wir geben auf, nehmen den Bezahlparkplatz direkt am Meer und gehen zu Fuß. Rechts, links, wohin? Wir schaffen es und entdecken schon mal den Supermarkt, ein Feinkostgeschäft und Bar an Bar. Ok, ich sage: „ich möchte gern die Schüssel von Roberta abholen.“ Ok, keine weitere Nachfrage, wir bekommen ihn ohne weiteres. Vertrauen ist gut!

Dann aber beginnt erst der richtige Stress. Das Navigieren kennt längst nicht alle Einbahnstraßen, leider. Wir Kurven fast eine Stunde im Kreis ehe wir den richtigen Einstieg finden. Aber dann sind wir endlich da in „unserer“ Wohnung, ein Traum in Weiß. Und ein Abenteuer steht uns noch bevor. Das Auto rückwärts in den Autolift einzuparken und ihn zu bedienen. Wir brauchen noch ein halbe Stunde, um das System zu verstehen, aber dann ist. Das Auto verstaut und wir froh, es erstmal los zu sein.

Ein erstes Ausruhen auf einem schmalen Bett, jedenfalls ich mache es so. Heidi hat dafür keine Zeit,denn sie muss beide Koffer auspacken und den Schrank bestücken. Gott sei dank gibt es reichlich Kleiderbügel. Ich lasse alles im Koffer. Er ist ja soooo klein, da finde ich alles ganz schnell.

Dann gehen wir einkaufen und nehmen gleich um die Ecke den ersten Apero auf „unserem Platz“.

Eine kleine Bar, Selbstbedienung, fast immer offen und für Triester Verhältnisse wirklich preiswert. Wir gehen schick essen und freuen uns auf unseren ersten Stadtspaziergang am nächsten morgen.

Über den Tejo auf die andere Seite Lissabons

Mit der Fähre geht es ganz schnell. 12 Minuten Schiffchen fahren, ein kleines Kurzes Gefühl von der großen Seefahr und Wind um die Nase, schon ist die Fahrt vorbei: In Cacilhas gelandet.

Die Hafenindustrieanlagen sind inzwischen alt und verrottet, der Fischfang bietet kaum noch eine wirtschaftliche Perspektive und lange Zeit „dümpelte“ diese Seite der Stadt ein wenig vergessen vor sich hin. Inzwischen ist das anders geworden – aus verschiedenen Gründen

– um 2000 hat die EU mit zahlreichen Projekten zur regionalen und urbanen Entwicklung dieses Gebiet gefördert,

– da man dort preiswerter lebt als in Lissabon sind viele Imigranten aus den ländlichen Regionen dort geblieben und pendeln täglich in die Hauptstadt (auch auf der Suche nach Arbeit)

– Neue engagierte Stadtverordnete und ein aktiver Bügermeister setzten auf Tourismus und bringen die Stadt und ihre Einwohner in Schwung.

Eine der ersten Initiativen war es eine Fußgängerzone einzurichten und die Privatbesitzer von Häusern zu animieren sie zu renovieren und zu modernisieren. Dies aber in einem typischen portugiesischem Stil, um den Charakter und die Identität des Ortes wieder  zu beleben. Dabei hilft intensive Beratung durch Architekten und die Unterstützung bei der Finanzierung. Noch haben nicht alle die Überzeugung, dass dies der richtige Weg ist und die Stimmen, die glauben schon jetzt seien zu viele Touristen da, mehren sich.


Auf dieser Seite des Tejo leben nicht nur ein paar Menschen. Unmittelbar gegenüber ist die Bevölkerung auf 200.000 gewachsen, in der etwas weiteren Region leben weitere 200.000, ein dicht besiedelter urbaner Raum also. Zersiedlung ist ein zentrales Thema, das auch mit der Erhaltung der Kulturlandschaft konkurriert. Aber was ist das Typische dieser Landschaft?

Noch ringen  Engagierte um Kriterien und Instrumente für deren Sicherung, denn Naturschutz, der ausschließlich ökologische Momente anerkennt, wird nicht ausreichen.

Studenten halten einen Privatpalast instand

Direkt hinter der Kathedrale findet sich ein alter Stadtpalast, in dem  von Montags bis Freitags ein veganes Guerilla-Restaurant betrieben wird – illegal. Nur Mittags geöffnet, stehen Suppe, Hauptgericht und Dessert sowie verschieden Säfte auf der Karte, die nur als Kreidetafel existiert.


Nachdem wir es schon einmal am Samstag versucht hatten, sind wir am heutigen Montag schon kurz nach 12:00 in dem kleinen Garten vor dem Palast. Ein Student bescheinigt uns im perfekten Englisch, dass es heute etwas zu essen gibt. Es würde gerade noch zubereitet. Ob wir denn solange eine Führung durch den Palast nehmen wollen. Wir wollen. Der Palast ist immer noch in Privatbesitz, allerdings ist die Familie verarmt und kann das Haus nicht instand halten. Der Sohn, inzwischen über 70, hat daher das Gebäude einigen Studenten übergeben, die dort wohnen, das Restaurant betreiben und dafür das Haus instand halten.

Während der Führung erfahren wir einiges über die Eigentümer-Familie. Offenbar hat der Großvater viel Geld mit dem Eisenbahnbau gemacht. Die Söhne haben es teilweise auf Großwild Safaris in Afrika – im wahrsten Sinne des Wortes – verpulvert, dann hat die Aufteilung des Besitzes auf 6 Kinder dem Vermögen den Rest gegeben. Anfangs hat der jetzige Besitzer noch im Restaurant mitgekocht. Jetzt ist er dafür zu alt, kommt aber häufiger zum Essen vorbei.

Es geht erst durch die Küche, in der Workshops, u.a. zum veganen Kochen veranstaltet werden.

Wir werden durch das Jagdzimmer geführt. Viele Fotos mit erlegten Tieren, Elefanten, Antilopen, ein Gepard. Zwei Schlossflinten stehen noch im Gewehrständer.

 

 
Die kleine Kapelle hat noch den originalen Altar mit Bild. Die anderen Gemälde wurde vor Jahrzehnten entfernt, als das Haus leer stand. Und mussten dann verkauft werden, als das Vermögen aufgebraucht war. Überall finden sich Azulejos. Klassische Muster, Tableaus mit farbigen Szenen, oft religiöse Themen aber auch Vogeldarstellungen aus Brasilien.


Wir dürfen auch auf den Turm – mit einem atemberaubenden Blick über Evora und die Landschaft. Die Apsis der Kathedrale liegt direkt vor einem. Es ist der höchste Punkte der Stadt – nur der Turm der Kathedrale ist noch deutlich höher, denn dessen Höhe durfte nicht erreicht werden.

  

Der Blick auf die Dächer des Palastes zeigt, wo eine Hautaufgabe der Studenten liegt. Die Instandhaltung der Dächer. Hitze und Starkregen setzen den historischen Dächern zu. Sie nutzen Dachziegel aus einem verfallen Teil des Palastes, um die Löcher in den zu erhaltenden Gebäudeteilen zu stopfen. Clark, dass die „Mönch und Nonne-Ziegel“ verwenden. Konisch geformt, passen angegossen auf den Oberschenkel des Herstellers, denn das ist die maßgebende Form.

Wir dürfen noch in die kleine Bibliothek und dann ist das Restaurant so weit und wir speisen im Garten.