Direkt hinter der Kathedrale findet sich ein alter Stadtpalast, in dem von Montags bis Freitags ein veganes Guerilla-Restaurant betrieben wird – illegal. Nur Mittags geöffnet, stehen Suppe, Hauptgericht und Dessert sowie verschieden Säfte auf der Karte, die nur als Kreidetafel existiert.

Nachdem wir es schon einmal am Samstag versucht hatten, sind wir am heutigen Montag schon kurz nach 12:00 in dem kleinen Garten vor dem Palast. Ein Student bescheinigt uns im perfekten Englisch, dass es heute etwas zu essen gibt. Es würde gerade noch zubereitet. Ob wir denn solange eine Führung durch den Palast nehmen wollen. Wir wollen. Der Palast ist immer noch in Privatbesitz, allerdings ist die Familie verarmt und kann das Haus nicht instand halten. Der Sohn, inzwischen über 70, hat daher das Gebäude einigen Studenten übergeben, die dort wohnen, das Restaurant betreiben und dafür das Haus instand halten.
Während der Führung erfahren wir einiges über die Eigentümer-Familie. Offenbar hat der Großvater viel Geld mit dem Eisenbahnbau gemacht. Die Söhne haben es teilweise auf Großwild Safaris in Afrika – im wahrsten Sinne des Wortes – verpulvert, dann hat die Aufteilung des Besitzes auf 6 Kinder dem Vermögen den Rest gegeben. Anfangs hat der jetzige Besitzer noch im Restaurant mitgekocht. Jetzt ist er dafür zu alt, kommt aber häufiger zum Essen vorbei.
Es geht erst durch die Küche, in der Workshops, u.a. zum veganen Kochen veranstaltet werden.
Wir werden durch das Jagdzimmer geführt. Viele Fotos mit erlegten Tieren, Elefanten, Antilopen, ein Gepard. Zwei Schlossflinten stehen noch im Gewehrständer.
Die kleine Kapelle hat noch den originalen Altar mit Bild. Die anderen Gemälde wurde vor Jahrzehnten entfernt, als das Haus leer stand. Und mussten dann verkauft werden, als das Vermögen aufgebraucht war. Überall finden sich Azulejos. Klassische Muster, Tableaus mit farbigen Szenen, oft religiöse Themen aber auch Vogeldarstellungen aus Brasilien.

Wir dürfen auch auf den Turm – mit einem atemberaubenden Blick über Evora und die Landschaft. Die Apsis der Kathedrale liegt direkt vor einem. Es ist der höchste Punkte der Stadt – nur der Turm der Kathedrale ist noch deutlich höher, denn dessen Höhe durfte nicht erreicht werden.
Der Blick auf die Dächer des Palastes zeigt, wo eine Hautaufgabe der Studenten liegt. Die Instandhaltung der Dächer. Hitze und Starkregen setzen den historischen Dächern zu. Sie nutzen Dachziegel aus einem verfallen Teil des Palastes, um die Löcher in den zu erhaltenden Gebäudeteilen zu stopfen. Clark, dass die „Mönch und Nonne-Ziegel“ verwenden. Konisch geformt, passen angegossen auf den Oberschenkel des Herstellers, denn das ist die maßgebende Form.
Wir dürfen noch in die kleine Bibliothek und dann ist das Restaurant so weit und wir speisen im Garten.



