Eine kleine persönliche Auswahl, allzuviel ist auf deutsch nicht zu bekommen, als e-Book noch weniger. Natürlich Pessoa, auf den hier nicht verwiesen wird.
Pessoa sitzt immer noch in Lissabon’s Cafegarten herum
Antonio Tabucchi, Lissabonner Requiem, München 1991
Zwölf Stunden an einem sehr heißen Sommertag in Lissabon zwischen Traum und Realität, Vergangenheit und Gegenwart, verschwimmen Zeit, Raum und Personen in einem unauflösbaren Fluss und enden an der Mole des Tejo, natürlich mit Pessoa bei Vollmond. So morbide wie die Stadt selbst.
Annegret Heinold, 111Gründe Portugal zu lieben, eine Liebeserklärung an das Schönste Land der Welt, Berlin 2014
Leitete 20 Jahre ein Gäste- und Seminarhaus, wohnt jetzt seit 2005 in Nordportugal auf einem Bauernhof und schreibt. Viele intersannte Hinweise, Tips und intime Infos über das Land, v.a. zu Lissabon und aus dem Alltäglichen. Ganz leicht wegzulegen und manchen auch nachzuleben; eine Reisebuch zum Mitnehmen.
Jorge, Paradies ohne Grenze, Frankfurt am Main 1997
Ein sehr schräges Buch im Aussteigermillieu Lissabons der 80er Jahre. In einem zum Abbruch bestimmten Hauses leben sechs junge Leute, die nichts mit ihrer Vergangenheit zu tun haben wollen. Alle gehen bis an ihre Grenzen ohne Rücksichtnahme auf andere oder gesellschaftlichen Konventionen. Einer der riskanten Wege endet mit dem Tod eines im Mittelpunkt stehenden jungen Mannes. Damit sind die Grenzen tatsächlich überschritten. Beobachtend beschrieben von einer „Schriftstellerin“, die lediglich als Beobachterin ‚von außen‘ zusehen will, aber bereits mitten drin steckt. Nichts zum einfach weglegen.
Lidia Jorge, Die Küste des Raunens, Frankfurt am Main 1993
„Ein unerträgliches Übermaß“ an Harmonie in einem Koloniealhotel im indischen Ozean entwickelt sich zum politischen Krimi, der Portugals Kolonialgeschichteaufgreift. Erzählt von der tiefen Traurigkeit auf der einen Seite, auf der anderen von der grenzenlosen Blauäugigkeit und Arroganz einer Kolonialmacht.
José Saramago, Die Stadt der Blinden, Hamburg, 1997
Menschen erblinden, als sie in der Nähe eines erblindeten Autofahrer waren. Blindheit breitet sich als Epidemie aus. Ein Staat reagiert brutal und interniert die Erblindeten, wo sie sich selbst überlassen bleiben. Eine Liebende scheint Hoffnung bringen zu können und ein Ausbruch soll alles verändern. Ein Motiv fast wie aus Verdi’s Aida.
Antonio Tabucchi, Erklärt Pereira, München 1997
(studierte Geisteswissenschaften in Paris und Pisa, Professor für die portugiesische Sprache und Literatur an der Uni Genua; lebte in der Toskana und in Portugal, wo er 2012 starb. Erklärt Pereira (Sostiene Pereira, 1994), in der Zeit der Salazar-Diktatur, ist bis heute seine wichtigste Arbeit)
Pereira, ein Kulturjournalist, jahrelang Lokalreporter, gerät an drei junge Menschen, die seine anfängliche naive Hilfsbereitschaft, vielleicht aufgrund seiner Einsamkeit leicht gegeben, fordert am Ende eine Entscheidung, die sein Weltbild auf den Kopf stellt und ihn letztlich zwingt das diktatorische Salazarportugal zu verlassen. Eine philosophische Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und dem „aufrechten Gang“.
Ralph Duti, Soutines letzte Fahrt, Göttingen 2013
Über das besetzte Paris, die Krankheit des russisch-jüdischen Malers Chaim Soutines, eine letzte Fahrt, die 24 Stunden dauert und dem Traum von der Anerkennung und plötzlichem Erfolg – über Repressionen und Furcht vor Entdeckung „vor der Zeit“.
Sylvia Roth, Ein Jahr in Lissabon, Reise in den Alltag, Freiburg im Breisgau 2012 – e-Book
Jedem Monat wird ein besonderes Erlebnis gewidmet. Sie hat ein Jahr in Lissabon gelebt, so dass die Erzählungen vor allem von dort stammen. Ein Buch, das darauf vorbereitet Portugal mit großer Gelassenheit zu begegnen. Mitzunehmen, wenn man Lissabon entdecken will.
Simon Kamm, Portugal: ein Länderporträt, Berlin 2014
Auch ein e-Book, das „intime“ Informationen über das Land gibt und eher den Charakter eines Reiseführers hat. Lohnt, weil es einfach mitzunehmen ist auf dem i-Päd.
Und doch noch ein „Standard“ der Weltliteratur:
Fernando Pessoa, Oh Lissabon, meine Heimat: Der Dichter als Flaneur, auch als e-Book – vor allem mit Tollen Zeichnungen.
Darüber muss nichts gesagt werden! ein Pappmaschee-Pessoa im schönsten Buchladen von Evora.
Reiseführer ohne Ende, auch noch unendlich viel weitere Weltliteratur und eine Menge toller Filme, v.a. natürlich über Lissabon. Gern erwarte ich Ergänzungen.

