Ziehe eine Nummer und stelle fest, dass du noch sehr lange nicht dran bist.
Schau dich um, zuerst alle Auslagen betrachten, Kinderspiele, Bücher, Briefmarken, Reiseangebote, CD’s portugiesischer Musik und auch Briefumschläge, dünne, dicke, Päcken und Pakete Keramik und Evora-Kitsch.
Jetzt feststellen, dass alle Sitzplätze besetzt sind und einige Postkunden schon eingeschlafen sind.
Der Blick an die Schalter zeigt, drei von fünf sind besetzt, und bisher wurde noch kein neuer Kunde aufgerufen.
Zeit für Beobachtungen.
Die Pakete, die versandt werden wollen, z.B. das Zeug von Zalando oder anderen Internet-Läden, was zurück muss, wird mit dem Postmann gemeinsam in dem Pappkarton verstaut. Er klebt ihn auch eigenhändig zu und dann wird der Paketaufkleber ausgefüllt. Alles am Schalter.
Ein alter Herr, der ganz überzeugt ist von sich und seiner Schönheit versucht sich mal schnell dazwischen zu mogeln, er hätte doch nur einen dicken Brief. Die Dame hinter dem Schalter weißt ihn brüsk zurück, immerhin, so dass er erstmal zum Rauchen verschwindet.
Ein verliebtes Paar geht gemeinsam eine Briefmarke für einen großen Brief kaufen und nutzen die Zeit zum Schmusen.
Kinder rennen im Kreis und spielen Fangen.
Eine der Postfrauen macht am Tresen eine Massensendung fertig und ist somit absorbiert.
Jedes abgefertigte Paket wird vom jeweiligen Mitarbeiter in den Nebenraum gebracht, eine gute Gelegenheit, ein kleines Schwätzchen hinter den Türen zu halten.
Aber zusätzliche Schwätzchen gibt es natürlich auch mit den Bekannten vor dem Tresen Warum auch nicht, die neuesten Informationen müssen ausgetauscht werden.
Eine Dame muss ihren Strafzettel für falsches Parken bei der Post einzahlen, geht übrigens nicht anders. Das bedeutet doppelten Schreibkram für den Postler, der muss ja auch noch die Mitteilung für die Polizei fertig machen.
Was sonst noch alles bezahlt wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Vermutlich die Wasser- oder Stromrechnung, Grund- oder andere Steuern, wer weiß. Das war ja auch bis vor kurzem in Spanien üblich. Ob es für das Telefon ein Abbuchungssystem gibt?
Aber so richtig erstaunt sein muss man nicht sein, schließlich reitet die Post auf ihrem Sybohl noch immer hoch zu Roß und bläst Trompete – hat die ein eingebautes wifi?

Hoch zu Ross ganz ohne Peitsche, wie soll dass schnell gehen?
Ich kaufe gleich sechs Briefmarken, das geht sehr gut auf Englisch. Ich will nicht so schnell wieder anstehen müssen!
Und ich habe schon zwei Mal Post bekommen, nachdem ich meinen Namen an die Tür geklebt habe. Nach zehn Tagen war sie dann schon da. Wie die anderen in der Straße Post bekommen, weiß ich nicht. Namensschilder gibt es nicht, Klingeln übrigens auch nicht, sondern gute alte Türklopfer.
