
Auf dem Praca do Giraldo, Evora
Umweltfreundlicher Tourismus ist nicht einfach zu etablieren. Erst einmal ging und geht es um Geldverdienen. Insbesondere an der langen portugiesischen Atlantikküste haben sich Zentren des Massentourismus mit einer besonders hässlichen Architektur bis an den Sandstrand ausgebreitet. Es ist wie in vielen Regionen: Küstenstreifen mit Meer, Wasser und freinem Sand, dann die Autostraße, dahinter Bettenburgen, im Erdgeschoß dann Läden und Restaurants jeder Qualität, meist aber mit Imbißbudencharakter. Und Ostern voller Menschen, so dass sich Autoschlangen an den Spaziergängern vorbei drängen. Im Baedeker (in der Ausgabe von 2014) ist immer wieder von weißen, romantischen Fischerörtchen die Rede. Allerdings sind sie (manches Mal mit einem alten Kleisterst) nahezu verschwunden. Die Beschreibungen grenzen an Schönfärberei oder beschreiben einen Zustand von vor 35 Jahren als Portugal nach der Revolution als Reisedestination neu entdeckt wurde.
Bis auf eine sehr kleine und sehr abgelegene Bucht reihen sich von Norden nach Süden Strandzentrum an Bettenburg. Etwas beschaulicher geht es „noch“ an der Algarve zu. Hier wechselt eine eher angepasste maurisch-portugisische Architektur mit Bettenburgenzentren wie Faro, Lagos, Albufreira und andere mehr ab. Golfplatz reiht sich an Golfplatz, in einer Region mit nachgewiesener Wasserknappheit.
Ein paar romantische Ecken sind übrig geblieben, z.B. Tavira und ein paar versteckte Buchten in seiner Nähe oder Bragau an der Westspitze.
Turismo rural im Innern des Alentejo
Im Landesinnern versuchen einige mit Rural Turismo oder Ecoturismo neue Qualitäten zu etablieren. So hat eine Vereinigung in einem fast verlassenen Dorf mit Hilfe von Spenden von 200 Interessierten 30 Häuser gekauft und sie nach und nach renoviert, bietet Wander-, Reit- und Radtouren an, hält Schafe und Esel, bestellt Gärten und Wiesen, verpflegt die Gäste in einem ansprechend renovierten alten Bauernhaus und hat so Arbeit für die Dorfbevölkerung schaffen können. Inzwischen sind einige wenige ehemalige Bewohner zurückgekommen. Auch sie renovieren ihre Häuser und bauen in ihren Gärten wieder Gemüse an. Zitronen und Organen gibt es ohnehin – wild.
EIne der einsamen Buchten südlich von Nazare, das Meer ist viel kälter als die Wärme Luft, so dass die gesamte Küste an diesem Tag im dunstigen Nebel versinkt und „kalt“ wirkt und
Wilde, aufbrausende, schäumende See in Türkisblau auf der Halbinsel Peniche. Dreht man sich um, Bettenburgen
„Das betriebsame Fischerstädtchen Peniche liegt auf einer felsigen Halbinsel …“ (Baedeker 2014: Portugal, S. 442), allerdings ist der vorrangige Eindruck Fischindustrie und Bettenburg … Erst auf den zweiten Blick oder gar den dritten erschließt sich vielleicht das Fischerstädtchen. Es lädt nicht zum Bleiben ein, trotz des wunderbaren Meeres.
An verschiedenen Hochschule und Schule kann Tourismus studiert werden. Die Qualität der Ausbildung und die Curricula kenne ich nicht. Diejenigen jungen Menschen, mit denen ich sprechen konnte, sprachen allerdings noch zu wenig Englisch, um tatsächlich aktiv touristisch tätig zu werden.
Dass der Urlaub und das touristische Angebot als Gesamtkunstwerk zu betrachten ist und seine sieben Bausteine alle gleichermaßen positiv gestaltet sein müssen, ist hier noch nicht (durchgängig) der Fall: Übernachten, Essen und Trinken (klappt zumeist), Infrastruktur (Hinweise sind zum Teil rudimentär und in der Regel informieren die Museen portugiesisch), Service (überaus freundlich und hilfsbereit, wenn auch zum Teil nicht ausreichend informiert und in fast jedem Ort eine Tourismusinformation), Ortsbild (siehe Bettenburg, aber natürlich gibt es sie, die weißen Städte und Dörfer, etwas abseits), Landschaft (viel, lieblich, eben Arkadien) und Verkehr (ein Autoreiseland, wenngleich man auch mit dem Bus und der Bahn viel erreichen kann, jedoch mit einem dünnen Fahrplan).
Da die Küste und der Süden vorrangig auf den Wirtschaftszweig Tourismus setzt und setzen muss (kaum Industrie, Fischfang und -verarbeitung an einigen wenigen Orten konzentriert, Weinbau), ist ein Entwicklungskonzept Tourismus (regional diversifiziert) wünschenswert. Ich konnte noch nicht ermitteln, ob es das gibt.
Und der Wein (der ja bekannt und beliebt ist) wird hier nicht wie in Frankreich, Deutschland oder Italien mit einer Degustation auf den Weingütern vertrieben. In den Städtchen gibt es gelegentlich einen Shop (der Kooperativen oder einzelner Güter), die ihren Wein anbieten. Jedoch ist eine Verkostung nicht obligatorisch – und wer kauft schon die Katze im Sack.
