Camping Karaoke

Wir hatten am Abend vorher gekocht. Daher wollten wir im Restaurant des Campings essen. Als wir ankamen, war angeschlagen: Mittwochs (und es war Mittwoch) moules frites et Karaoke – Pizza gab es auch, wie immer. Die Anlage stand schon, die Animationsmucke lief. Eher internationale Titel. Die meisten Tische auf der Terrasse waren reserviert. Wir bekamen einen Tisch am Rande. Nach und nach trudelten die Gäste ein. Viele aus den Bungalows des Campingplatzes. Offenbar waren es Eigentum-mobile homes.

Nach dem das Essen serviert war, ging es los. Sofort traten die ersten Sängerinnen und Sänger nach vorn. Kinder dann auch, dann die Eltern mit den Kindern. Ein Mann war offenbar extra vorbeigekommen, um zu singen – 4 oder 5 Mal kam er nach vorn. Jedes Mal einen französischen Chanson, wie alle anderen auch. Die kleinen Mädchen versuchten sich an Rap. Stimmlich war alles eher schräg, nur eine Mutter war gut und ihr Sohn bei den Refrains im Duett. Und dann kam der Koch. Er hatte es wirklich drauf. Zweimal Jean Ferret. Echtes Highlight unter all den Möchtegernsternchen.

Wir sind nach der Pizza gegangen, und haben den ganzen Abend gehört, wie es weiter ging.

Am späten Abend zuvor gab es Haus- bzw. Zeltmusik. Zwei Frauen spielten Gitarre und Querflöte. Sehr schön, ihnen auf dem dunklen Platz zuzuhören.

Nach der Radtour durch die Schotterwege der Berge! Hab mein Rad schnell weggestellt, ab ins Schwimmbecken.

Und dann noch das:

„Tom geht ein Stück am Ufer entlang, setzt sich unter einen Baum. Während er sich eine Zigarette angezündet, denkt er, dass Campingplätze grauenhaft sind, dass Campingplätze ihm schon immer zuwider gewesen sind. Er raucht und drückt seinen Rücken in die harte Rinde des Baumes. Die täglichen Verrichtungen fremder, dazu hässlicher Menschen sehen zu müssen, ihre Wäsche jeden Tag, Unterwäsche, Bikinis auf Wäschespinnen, ihre Kulturbeutel, ihre Rasierapparate, ihr nacktes, weises Geschirr, das sie vor aller Augen abspülen, … Das ganze Organisierte dieses Lebens.“ (Die Ordnung der Sterne über Como, Berlin 2013)

Wer ein trauriges, existenzielles Werk lesen möchte, nehme das oben genannte.

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