Den richtigen Bahnsteig zu erwischen ist ebenfalls nicht leicht, wenn man wie wir große, größte Anzeigetafeln gewohnt sind und laute Ansagen, wann, wo welche Züge abfahren. Hier ist alles klein und leise und wie in Frankreich, werden die Gleise erst kurz vor der Ankunft festgelegt. Also versuche ich erst mein Gepäck zu holen, was mir nicht sofort gelingt. Der Automat will mein letztes 2 Euro Stück nicht nehmen, die drei aber behalten. Ich klopfe mit wenig Hoffnung beim Service und der kommt tatsächlich sogleich. Er kennt den Trick das schon gefressene Geld zu reaktivieren und schnapp, geht die Tür auf. Ich wuchte meine Rucksack auf und stemme den Koffer. nie wieder so viel Zeug. Geschworen!
Dann ist der Bahnsteig endlich ausgezeichnet, der Zug schon da und offen. Ich finde meinen Platz, aber der Koffer passt nicht durch den Gang. Ich lasse ihn zwischen den Sitzen stehen und lehne mich entspannt zurück. Nach einer weiteren Weile „Warten“ schleicht sich der Zug lautlos aus dem Bahnhof, fast unbemerkt. Ich bin überrascht und habe schnell noch mal gefragt, ob ich im richtigen Zug bin. Alles claro.
Evora ist Endstation. Sehr beruhigend. Nach 4.15 Uhr aufstehen und einer Stunde mehr ein wirklich wichtiges Geschenk. Sehe Korkeichenhaine, Orangenbäume leuchten, Kühe und Pferde weit verstreut Weiden, Störche auf Palmen brüten und erste weiße Mandelbäume, die sinkende rot werdende Sonne und komme pünktlich an, werde erwartet und falle fast hinter dem Koffer aus dem Zug.
Sandra, Sofia und ihr Mann sind da. Sie fahren VW, weil es so ein tolles Auto ist, zeigen mir die Stadt und verwirren meine Orientierung. Macht nichts, morgen wird alles besser.
Sie haben für fast alles gesorgt. Nur keinen Weißwein, nur roten… Heizstrahler sind noch nötig, die Temperatur ist seit der letzten Woche um 8 Grad gefallen. Alles klein und überschaubar. Die Mama wohnt in der Nähe, kann aber kein Englisch. Macht nichts, ich kann malen…
In der klitzekleinen Wohnung habe ich schon mal „umgeräumt“, so dass es mehr meins wird. Werde nicht dies und das kaufen müssen. Die Küche wird Gerd nicht wirklich gefallen. Aber der Kühlschrank ist groß! Ein Topf oder zwei, eine Pfanne, zwei Platten, ein neuer Minibackofen, den noch niemand benutzt hat, vier Stühle, aber eine Cleaningwoman… Whow!
Ich stöpsle die Heizungen aus, dann geht der Wasserkocher! Und gehe aus, verlaufe mich, nachts sehen alle Häuser gleich aus und die Stadt ist rund. Ich werde schon wieder nach Hause finden. Erste Bar ein Reinfall, dann das Cafe Estrela d’ouro, ein Goldstück. Inzwischen, 22.00 Uhr, nur noch Studies am Start. Was für ein lustiges Nest.
Übrigens sind die Weingläser eher Badewannen. Morgen brauche ich einen richtigen Stadtplan.


