Eine Wanderung zum Eingewöhnen 

Wir gehen mit einem Minipicknick und ausreichend Wasser los zum ˋParco Villa Trecci‘, der erst 2014 angelegt wurde – ein Park ecosostenibile.

Ein Gartenarchitekt aus Montepulchano konnte hier auf 5 ha Terrain seinen Traum verwirklicht und 10 unterschiedliche Gartenräume entwickelt. Heute pflegen 5 Gärtner*innen 400 verschiedene Pflanzenarten. Wer dort wohnt, wer es finanzierte, wer verantwortlich ist für die ganze Pracht, können wir nicht herausfinden. Aber Dino verrät, dass ein Teil des Gebietes früher seiner Familie gehörte. Wir haben keine Sonderkonditionen erhalten!

Auf dem Rückweg klauen wir die erste reifen Süßkirschen. Die Bienenfresser schrecken auf als wir passieren und locken uns von ihren Bruthöhlen weg, zeige ihre Flugkuenste und ermuntern Hans mit seinem dicken Tele wiederzukommen. 

En verra! 

Von einem schnuckeligen Bergstädtchen ins nächste – daran herrscht wahrlich kein Mangel

Eine kurze Fahrt bringt uns zum ersten Kaffee nach Pienza. Der Papst Pius II ist schuld, dass dort ein architektonischer Höhepunkt der Renaissance erbaut wurde. Er hat versucht diesen Traum in nur 6 Jahren bauen zu lassen. Der wenige Platz, der in seiner Geburtsstadt vorhanden war, erzwang neue Lösungen. Die Perspektive der Weite und der Grandessa ist mit Winkeltricks hingebogen, so dass nur wer genau hinschaut, den Trick durchschaut. Wer den Grundriss genau liest, kann es sehen.



Dann weiter nach San Quirico d’Orcia. Bummeln durch die Gassen, ein Panini im Garten und ein Spaziergang durch den ersten öffentlichen Park Italiens, der heute ein wenig «langweilig» wirkt. Außer Gruen, Treppen und staubigen Wegen wenig Ansprechendes. Aber immer schön rauf und runter. Italienisches Trainingsprogramm.
Fotohalt hier, Fotohalt dort. Am Ende Monticchiello – verträumt, verschlafen, fast vergessen. Heute alles perfekt renoviert, mit Christiane‘s Lieblingskleiderboutique. Dieses Mal kaufen wir nichts, denn sie ist nicht dabei, um zu probieren.

Das dicke Ende kommt zum Schluss 
Als das Auto endlich in Montepulchano geparkt und verschlossen ist, ratsch eine Dame am Auto lang, verbeult beide Türen. Nun hat der Wagen zwar die richtige italienische Knautschform, wir aber den Stress mit der Versicherung. Der zweite Unfall in einem Urlaub. So sollte es nicht weiter gehen. Wir wüschen uns bessere Zeiten.

Florenz

Der Dom von Florenz: „Brunelleschis Bauwerk war eine revolutionäre Leistung. Er hat keine Gerüste benutzt. Giotto hat den Campanile entworfen, aber er ist gestorben, bevor er fertiggestellt war. […] Die neogotische Marmorfassade entspricht seinem Stil, wurde aber erst im neunzehnten Jahrhundert hinzugefügt.“ (Nora Roberts: Das Haus der Donna, 205) 

Heiß, heiß, heiß.
Auf dem Domplatz kein Durchkommen. 7 km Schlange auf jeder Seite vom Eingang. Wir verzichten auf die bunte Kirche und schlagen uns in einem kleinen Stadtteil durch, ohne Touristen. Wir brauchen bei 33° im Schatten eine längere Pause, eine zweite Dusche am Tag und eine dritte am Abend. Und wir brauchen eine Siesta, ausgedehnt.
Später finden wir bei „la Mama“ einen gedeckten Tisch und feine Leckereien- natürlich erst nach einem weiteren bildungsintensiven Kirchgang mit allen Heiligen und architektonischen Besonderheiten von Renaissance bis weiß-rosa-grünem Marmor.
Genug Wein ist auch da!

Auch der Samstag in Florenz beginnt mit mehreren Kirchgängen von weitreichender,  heroischer Größe. Fresken kilometerlang, bis wir nicht mehr können. Und dann: unbedingt wieder Siesta!
Jetzt kommt das Highlight, weswegen wir überhaupt in firenze sind. 21.00 Uhr, Stadion, Konzert, Gianna Nanini, die alte Rockröhre mit Band und singenden Gästen.

Das ganze Stadion singt – nur wir haben unsere Texte wieder nicht gelernt. Die Damen um uns herum schubsen uns an: los, mittanzen. Auf der abschüssigen Reihe 15 wird mir dabei ganz schummrig. Ich setze mich wieder auf ergonomisch merkwürdige Plastikschalen. Wie machen das dicke Fußballfans vom ACF bloß?
Ginna singt bis 23.30, whoa. Wir strömen mit allen anderen Fans zurück in die Stadt und finden tatsächlich 0.05 Uhr auf dem Platz vor unserem Hotel eine Flasche weißen- gut gekühlt und nett serviert, in den Ohren dröhnt noch weiter
„Bello impossible“, die ganze Nacht. Hans und Gerd wollen die alten Rockplast-Fime suchen und schauen ob G. früher wirklich ein Hüpfball war.

DerAutomatengeier bewacht den Automaten für die erste Straßenbahnfahrt nach Florenz 

Vor uns eine Reisegruppe, die den Automaten blockiert und nicht versteht. Daneben ein „hilfreicher“ Mann. Dann ist endlich Gerd dran mit seinem Fünfer. Schnell greift der „Hilfreiche“ das Wechselgeld, das der Automat ausspuckt und gibt es nicht wieder er, sondern fordert für einen nächsten Kaffee noch weitere 50 Cent. Das ist doch auch eine Methode zu Geld zu kommen. In Florenz selbst „bewacht“ hingegen eine viel bescheidenere Frau das Gerät. Sie bittet nur um Geld. Das geht bestimmt weniger gut.

Der „Moni-Tag“ mit Niki de Saint Phalle, Etruskern und fischigen „Schweinereien“

Moin hat Geburtstag und alle ihre Wünsche gehen an diesem Tag in Erfüllung – außer: es ist zu heiß und Moni muss schwitzen. Aber da muss das Geburtstagskind durch. Alle anderen Wünsche erfüllen wir ihr.

Wir besuchen den Tarot-Garten von Niki. Eine lustvolle Pracht aus Farbe, Glitzerzeug und wollüstigen Formen. Niki hat dort während der langen Entstehungszeit zeitweise gelebt in ihrer selbst gefertigten Wohnung in der Kaiserin. Sie hat 20 Jahre an diesem Gartenkunstwerk gearbeitet, ehe es „vollendet“ war. Vermutlich aber hat nur ihr Tod 2002 das Gartenprojekt beendet.

Niki de Saint Phalle, 1930 in Paris geboren, wuchs überwiegend in den USA auf. Vergewaltigung, Heirat, Scheidung, ein erster psychischer Zusammenbruch und Nervenheilanstalt lagen auf dem Weg zu ihrer Kunst. Die Begegnung mit Gaudi inspiriert sie für ihre traumhaften, farbkräftigen Figuren. 

Die Grotte in Hannover, ihr letztes Werk, knüpft unmittelbar an den Tarot-Garten an.

Wir besuchen die Etrusker, schattenfrei, jede(r) eine Wasserflasche in der Hand, geleitet von einem schlechten Plan mit so gut wie keinen Erläuterungen. Ok, das haben wir dann auch gesehen.
Für Hans und Gerd war ohnehin das Beste die Bienenfresser-Kolonie und die Fotostrecke.


Abends fahren wir ans Meer zum Dinner. Porto Santo Stefano, Blick über den Hafen, lautes Italienfeeling, Abgase und lautes Geplänkel – ganz echt!
Hans kutschiert und nach Hause, 2 Stunden Fahrt, Kurve für Kurve… eine kleine Heldentat.

Montepulchiano: Was gibt’s darüber zu erzählen? 

  1. Schön, schön, schön – voller Steigungen. Wann geht es endlich runter?
  2. Entoteca, überall, immer wieder, sogar mit Weinautomat für das Tastsinn, mit unendlich vielen Roten, aber knapp mit weiß,
  3. Mittwochs sind alle Geschäfte geschlossen, nur wir dummen Touris wußten nix davon,
  4. Das Brot ist wie überall ungesalzen und ganz, ganz gewöhnungsbedürftig,
  5. „Unser“ Kaffee um die Ecke hat uns schon als Dauergäste akzeptiert (hat Dino uns bereits angemeldet?) und das Angebot seit unserem letzten Besuch erweitert um Salziges statt nur süße Creme-Croissonts zu bieten, wunderbar,
  6. Die Boutique gegenüber stellt jeden Morgen ein verführerisches Kleid aus, jetzt kenne ich schon den Preis, sehr gefährlich,
  7. Wir bleiben sehr gern noch eine Weile hier.

Der Weg bis Montepulchiano führt über den lieblichen Chianti

Nach einem sonnigen, sehr italienischem Frühstück (salzloses Weißbrot, salzlose Butter, zweierlei Marmeladen und ein kleiner Kaffee) starten wir, um Moni und Hans zu treffen; bei Mirella und Lucia.

Wir fahren sehr langsam kurvige Bergsträsschen zwischen Steineichen, Eßkastanien, Walnussbäumen und an Hängen klebenden Bergdörfchen bis Radda, das schon gegen 10.00 morgens touristisch überlaufen ist. Im einzigen geöffneten Kaffee sind bereits alle Schattenplätze besetzt. Wir verzichten und hoffen auf dem Weg etwas zu finden. Der Weg ist schließlich das Ziel… aber pustkuchen, nix bis Montepulchano. Immer nur Enoteca, vinery oder noch mehr Lädchen mit Rotweinflaschen. Wer will das schon am frühen Morgen!

So landen wir ohne Stärkung bei Mirella und Lucia und schaffen unser eigenes Buschaos.

Wir packen den Bus aus, alles in Plastikbeutel rein, sämtliche Rucksäcke gefüllt und noch diverse Kisten…

Ein echtes Bordell. 4 Taschen, 2 Rucksäcke, 3 Schultüten, eine Kühlbox und noch eine Tüte voller Lebensmittel asten wir die schmalen Wege und Treppen in die Wohnung von Christiane und Dino hoch. Schweiß tropft in dicken Rinnen an uns ab und mitleidige Blicke schauen uns nach. Das machen wir zweimal und nehmen erschöpft einen ersten Kaffee.

Noch habe wir für das Auto keinen Parkplatz. Wir warten bis wenigstens ein paar Tagestouris wieder weg sind. Hans und Gerd finden einen Platz fürs Auto und beim Aufstieg eine Platz für den ersten Wein.

Eine zweite Flasche geht auch noch … und dann, und dann! …

Die schöne Italienerin des Campingplatzes will Geschirr spülen

Am Morgen gibt’s für sie und den Gatten einen Becher Kaffee, das Kindlein hat einen aus Plastik, klar: ohne Kaffee. Was hat sie dabei zum Abspülen? Kaltes Wasser, Finger 1a manikürt, das Mädchen am Rockzipfel, eine prall gefüllte Kulturtasche größerer Dimension und Haarspray. Was fehlt? Geschirrspülmittel, ein Geschirrtuch, wozu sollte das auch gut sein? Schönheit, Schönheit hat Vorrang!

Der kühle Frizante an der Bar

Eigentlich wollen wir abends Essen gehen. Nachdem wir in Cremona einen Aperol Spritz bestellt hatten, wurden wir zugleich mit reichlich Tapas versorgt. Includet!, so der lapidare Kommentar.

Wir nehmen nur einen, suchen dann unseren Stellplatz, wollen aber keinen warmen Weißwein trinken. Also auf zur nächstgelegenen Pizzeria. Dort werden wir herzlich empfangen. Die jüngeren Familienmitglieder versuchen ihr Englisch, zeigen uns sich selbst auf dem grossen Familienfoto an der Wand. Padrone versorgt uns mit kühlem Frizante aus dem Kran, mit hausgemachten Crostinis und einer gekühlten Flasche für den Heimweg. Im echten Sinne alles in Butter.

,

Ein Reisebeginn voller Widrigkeiten

Unsere diesjährige Reise, die von Frankreich nach Italien über Deutschland, Dänemark bis nach Norwegen führen soll, begann mit allerlei Schwierigkeiten. So viele Widrigkeiten, dass fast ein Abbruch drohte.

Erstens: wir haben am Dienstag Honig geerntet, das war mit 22 kg durchaus erfolgreich. Aber Gerd fand, dass die Bienen zu eng wohnen und mehr Platz brauchen. Mit einer Teilung der zwei Bienenvölker, was sie nicht wirklich gut fanden, hatte sich Gerd dann an seinem rechten Arm mindestens drei Stiche zugezogen, durch den Astronauten Bienenanzug hindurch. Der Arm wurde dicker und dicker, Christiane, unsere wundervolle Ärztin, beruhigte zwar, dass er es überleben würde, dass Start der Katastrophe nur wenig ab. Essigwickel, stöhnen Jucken, alles dabei.Zweitens: unser vier Wochen höchstens sechs Wochen hast du mehr, also ein ganz neuerJa Rasenmäher hat nach nur der Hälfte im Garten seinen Geist aufgegebenein Geist aufgegeben und war natürlich nicht so schnell zu reparieren. Tina konnte aushelfen. Wir werden nach unserer Reise über professionelle Leistung nachdenken. Aber ich konnte zu Ende nähen, mal sehen was in den nächsten Tagen so wächst.

Die dritte Katastrophe ereignete sich kurz nach unserer Abfahrt – „sollen wir überhaupt fahren alles so schwierig ist“ – Auf einem Parkplatz in Luneray.

Ein Treckerfahrer mit Anhänger stieß zurück, direkt in den Bus. Glücklicherweise war er so langsam und Gerd so schnell, dass nur ganz wenig passiert ist. Aber der Reisebeginn war nicht einfach.

„ Warum bloß, wollen wir wirklich los, ist doch schön in der Normandie!“

Aber nun sitzen wir am Ufer der Rhone zwischen Rosen, alten Bäumen, Mücken, frischen Wind, haben im Städtchen wirklich gut gegessen –alles hat sich wunderbar gefügt.