Portugisische Charakterstudie oder die lautstärke Mentalität?

Ein lautes und vor allem duldsames Volk schenken die Portugiesen, zumindest in der . Die Straße ist eine öffentliche Telefonzelle und jeder Platz ist zugleich speakers corner. Alle hören oder können alles mithören, und weil die Erwachsenen so laut sind, müssen auch die Kinder schrecklich schreien, um wahrgenommen zu werden. Dazu knattern die Mopeds des Pizzbringdienstes rasend schnell vorbei und Autos, die einfach stehenbleiben, wenn ihre Faher_innen ein bekanntes Gesicht in der Nähe entdecken, verstopfen nicht nur die schmalen Straßen, sie werden auch nicht etwa ausgestellt und stinken rum.

Wenn einer nicht gleich bemerkt, dass jemand mit ihm plaudern will, dann wird einfach die Lautstärke verdoppelt, schrill gepfiffen oder alle, die bereits zusammen stehen, ruf gemeinsam. Das klappt dann sicher. Mit dem Auto wird zusätzlich gehupt, auch das garantiert die Aufmerksamkeit aller Umstehenden. Ich hatte es nicht so in Erinnerung. Vielleicht ein Resultat des Frühlings, die ich doch bislang nur im Winter hier war.
Aber: die Städte sind sauber, der Hundekot wird weitgehend eingesammelt, das hat sich inzwischen durchgesetzt und jeden Tag kommt die Müllabfuhr und lehrt an den zentralen Plätzen die unterirdisch versenkten Müllbehälter. Das läuft bestens. Pünktlich jeden Morgen gegen 8.30 Uhr treten drei Straßenfegerinnen in Aktion und fegen in ihrem Revier den ganzen Tag. Ob es tatsächlich Angestellte im öffentlichen Dienst sind, konnte ich nicht rausfinden, vielleicht sind es auch nur Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.
Die Cafe’s auf den Plätzen sind oft voll, keineswegs nur mit Touristen. Portugiesen selbst sitzen gern im Café und nehmen sich viel Zeit miteinander zu palavern. Sie scheinen davon auch unendlich viel zu haben. Klar, die anderen sieht man nicht. Und wer nicht redet, weil er gerade niemanden getroffen hat und nicht verabredet ist,guckt in sein smartphone, auf sein tablet oder rubbelt Lose. Auch hier stirbt die Hoffnung zuletzt.
Richtig los geht es ohnehin erst nach dem Dinner. Dann noch mal schnell raus und mit allen treffen. So öffnen die meisten Bars, ohnehin erst 22.00 Uhr oder später, Konzerte, die Studies besuchen, beginnen nicht vor 23.00 Uhr. Ich suche nach Früherem, gelegentlich gibt es Konzert oder Ballett „schon“ 21.30 Uhr, das nehme ich. Vorher geht ohnehin nix. Ich bin noch immer fasziniert davon. Wie können sie dann morgens 8.00 Uhr erholt zur Vorlesung antreten?
So what: anpassen ist angesagt.

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