
68 ha hatte der Bauernhof, den wir besichtigen könnten. Basaltsteine für die dicken Mauern und schwere Basaltplatten auf dem Dach, zwei Etagen und viel Platz für die Tiere, wenig für die Menschen, die auf der unteren Ebene zusammen lebten. Oben, in der ersten Etage war nur Raum für Strohund Heu, um über die langen Winter zu kommen. Alte Fotos zeigen zwei bis drei Meter hohe Schneemauern, vielleicht schon ab November, sicher aber bis in den April. Kurze, hoffentlich warme Sommer mit viel Arbeit teilten das Jahr in eine ganz aktive Zeit und vielleicht in eine etwas entspanntere Winterphase, um mit Subsistenzwirtschaft zu überleben.

Heute sind nur noch wenige Bauern aktiv, setzen auf Rinderhaltung und Weidewirtschaft. Kartoffeln und Gemüse bleibt bei der Familie. Schafe, eine traditionelle Landwirtschaft (Schlachtvieh wurde ja lebend bis in die großen Städte des Nordens getrieben), sieht man nur noch sehr selten. Noch immer scheinen die Cevennen eine ärmere Region Frankreichs zu sein. Zwischen 1846 und 1975 verließen mehr als zwei Drittel der Bevölkerungdie Region. Angeblich nimmt die Zahl der Menschen seitdem wieder zu.
Heute werden aus Eßkastanien allerlei Leckereien gezaubert. Damals war ein Esskastanienbaum die Lebensversicherung für ganz schwere Zeiten – als Mehl, Viehfutter, die Früchte in Honig eingelegt, vielleicht mal zu Weihnachten. Blätter, Rinde, Holz, alles fand Verwendung.

Inzwischen produzieren viele regionale Spezialitäten und scheinen davon leben zu können. Ein Sirup-Liqueur-Marmeladen-Kräutersammler und -Hersteller schafft es wohl mit seinem Spezialangebot davon zu leben und 1 bis 2 Arbeitsplätze zu sichern. Aber das braucht jede Menge Idealismus. Auch wir kaufen ein sehr kleines, sehr teures Fläschchen Vervenneliqueur. Ob es das bis Hannover schafft?
Gut ist auch die Goldmelissenkonfitüre und das Vervenne-Sorbet. Keine Option für Hannover.

Heute ist der Tourismus einer der wichtigsten ökonomischen Faktoren. So sind die Angebote des Terroirs vielfältig. Von Nüssen, Kastanien und daraus entwickelten Pasten und Suppen, von Tapenaden, Oliven oder Vervenneprodukten abgesehen, sind Pilze, getrocknet, eingelegt, zubereitet als Pulver wichtig und das Pilzfestival im November. Da sind wir dann nicht mehr hier. Und alle Konzerte, die uns interessieren, finden eine Woche später statt oder sind schon vorbei. Sehr komisch.

