Verkehr in Italien

Heute haben wir etwas Außergewöhnliches erlebt. Etwas 30 Minuten fuhr einige Wagen vor uns ein Polizeiwagen. Er fuhr nur so schnell, wie es laut Beschilderung erlaubt war. Und nicht ein Wagen hat ihn überholt. Alle schön dahinter mit erlaubter Geschwindigkeit. So etwas hatten wir bisher noch nicht erlebt. Denn in Italien fahren alle so schnell, wie sie es für angemessen halten. Und da etwa 95% aller Strecken mit einem Überholverbot belegt sind – inklusive durchgezogener Linie – wird auch dieses nicht mal als Empfehlung angesehen. Was auf die Straße gemalt ist, hat offenbar keine Bedeutung. Nicht nur durchgezogene Linie werden ohne Zögern überfahren, auch schraffierte Flächen und Linksabbiegerspuren, auch die der Gegenrichtung, werden gern zum Überholen genutzt. Dann ist wenigsten mal genug Platz. Wenn es eng wird, weichen die entgegenkommenden Fahrzeuge in der Regel aus. Gehupt wird dann schon. Aber Hupen hat viele Bedeutungen. Bekannte werden damit begrüßt, der Hinweis gegeben, doch endlich mal die Straße frei zu machen und das Geplauder mit den Bekannten einzustellen, Autos gewarnt, dass man gerade überholt und sie jetzt nicht links abbiegen sollten… Denn der Blinker wird selten genutzt, vor allem nie beim Überholen im Überholverbot. Vermutlich weil es dann nicht als richtiges Überholen gilt.

Ich habe mich gefragt, was eigentlich mit den Assistentssystemen ist, die in den Oberklassenwagen inzwischen serienmäßig verbaut werden. Müssen die italienischen AutofahrerInnen jedes Mal massiv gegenlenken, weil der Wagen vor dem Überqueren einer Linie ohne blinken ja automatisch versucht, wieder in die Spur zu kommen? Oder werden in Italien diese Systeme sowieso ab Werk deaktiviert?

Das völlige Ignorieren der Geschwindigkeitsbegrenzungen hat mich am Anfang ziemlich unter Druck gesetzt. In Deutschland hat sich ja die Regel eingbürgert, etwa 10 – 20 km/h schneller zu fahren als vorgeschrieben. In Italien ist das völlig anders. Alle fahren auf Landstraßen zwischen 90 und 100 km/h, außer die Strassenverhältnisse lassen es wirklich nicht zu. Was auf den Schildern mit der Geschwindigkeitsbegrenzung steht, ist dabei völlig egal. Viel schneller fahren die Menschen auch eher selten. Zwei Ausnahmen haben wir beobachtet.

  1. Das Auto oder das eigene Gefühl zur Fahrsicherheit gibt nicht so viel her.
  2. Es gibt ein aktives Blitzgerät oder – häufiger – eine Streckenkontrolle.

Und der oben erwähnte Fall mit dem Polizeiwagen. Wobei normalerweise auch ein Polizeiwagen nicht dazu führ, sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote zu halten. Wir haben nicht verstanden, was diesmal anders war.

Der Zustand der Straßen

Italienische Straßen sind fast immer mir Schlaglöchern übersäht. Ausnahmen bilden die Autobahnen und neue Abschnitte der strada statale. Das hindert aber die Autofahrer/in nicht, ihr übliches Tempo beizubehalten. Wir waren dann in der Regel ein Verkehrshindernis, weil wir nicht unsere gesamte Inneneinrichtung durchrütteln lassen wollten. Dabei sind die Autofahrer/innen normalerweise nicht aggressiv und nehmen auf Fußgängern und Radfahrer durchaus Rücksicht.

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