Europäische Kulturhauptstadt 2019: Matera

Das Sportprogramm ist vorprogrammiert. Treppauf, treppab, die in den Limestone, Kalktuffstein geschlagenen Höhlen sind die zu besichtigenden Besonderheiten der Stadt, die sich immer weiter entwickelt haben, zu großen Paläten, Kapellen und Kirchen. Eine ruhige, langsame Stadt, denn fast nirgendwo kann man mit dem Auto oder Moped fahren: zu viele Stufen. Wir gehen gefühlt 1000 Treppen im Schweiß gebadet, Stromern einfach so durch die Architektur , denn wir haben 2 Tage (oder auch mehr Zeit) und werden die „Hochkultur „erst am nächsten Tag „erledigen“.

Der neu eröffnete Ausstellungsraum in einem Labyrinth aus Höhlen, dass immer tiefer in den Berg führen. Wir schauen die World Press Fotos an, eine Wanderausstellung der beeindruckendsten Pressefotos 2018
Matera von oben nach unten

Kaffee trinken, Eis essen, Leute schauen, in Geschäft luken steht heute im Vordergrund. Gerd versucht auf dem Postamt unser Paket aus Deutschland aufzutreiben, was sich als sehr kompliziert herausstellt und noch viele Tage brauen wird. Wir werden nach Matera zurückkehren (müssen). Das ist nicht schlimm, denn es gibt noch vieles anzuschauen. Z.B. Die Zisterne, die sie „Alten“ gegraben haben für 50.000 l Wasser. dort ist es sicher schön kühl.

Bekannt ist Matera für seine Altstadt, die zu einem erheblichen Teil aus Höhlensiedlungen, den Sassi, besteht. Die Sassi gehören seit 1993 zum UNESCO-Welterbe. Die Stadt liegt auf der karstigen Hochebene der Murgia oberhalb des tief eingeschnittenen Tales des Gravina di Matera und hat Anteil am Parco Regionale delle Chiese rupestri del Materano. Neu gegründete Stadtteile von Matera nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen teilweise die umgesiedelten Bewohner der Sassi auf, die in den 1950er Jahren umgesiedelt wurden, um den verheerenden Wohnsituationen (Tiere, Menschen und alles was damit zusammenhängt) in ein oder zwei Höhlenzimmern zu begegnen. 

Die Höhlensiedlungen der Umgebung sind ein außergewöhnliches Beispiel im mediterranen Raum. Das bereits seit der Jungsteinzeit besiedelte Gebiet kann als eine der ältesten Städte der Welt gelten. Nach der griechischen, römischen, langobardischen und byzantinischen Geschichte, die Matera mit ganz Süditalien teilt, verwüsteten im Jahr 938 Sarazenen den Ort. Er kam 1043 unter normannische Herrschaft, wurde Königssitz und gelangte so zu beträchtlichem Reichtum. Diese Blüte setzte sich unter den anschließenden Regimentern der Staufer und Anjou fort, 1270 wurde die Kathedrale von Matera fertiggestellt. In den nächsten Jahrhunderten wurde Matera von lokalen Adeligen beherrscht, wobei es zu Rivalitäten, Machtkämpfen und Revolten kam; so wurde 1514 der neapolitanische Graf Giancarlo Tramontano bei einem Aufstand der Materaner getötet.

Während Matera bis 1663 zu Apulien bzw. der Küstenstadt Otranto gehörte, wurde es anschließend zu Lukanien bzw. der Basilicata gerechnet, wurde 1806 deren Hauptstadt, bis es nach einer Verwaltungsreform zur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz wurde, die etwa die Hälfte der Basilicata umfasst.

Im Zweiten Weltkrieg sollte ein deutsches Fallschirmjägerbataillon die Stadt zerstören. Die Bevölkerung konnte das zwar verhindern, es wurden aber daraufhin zwölf Geiseln erschossen.

Mitte des 20. Jahrhunderts galt es als Italiens Kulturschande, dass Menschen immer noch in Höhlen ohne Strom und fließendes Wasser lebten. 1948 lebten in 3300 Räumen 15.000 Menschen, als die Stadt von der Malaria heimgesucht wurde.

Carlo Levis Erinnerungsbuch Christus kam nur bis Eboli (1944) und der gleichnamige Film von Francesco Rosi (1978) machten die katastrophalen hygienischen Zustände weltbekannt. So wurden die Bewohner in den 1950er und 1960er Jahren in neugebaute Wohnblocks umgesiedelt. Die ehemalige Handelsstadt und Lokalmetropole wurde durch die Industrialisierung des Basento-Tales zur (kleineren) Industriestadt. 

Da die Sassi heute eine Museumsstadt bilden, gewinnt auch der Tourismus an Bedeutung.

Die Sassi wurden 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Von mittelalterlichen Chronisten wurden sie „Spiegel des gestirnten Himmels“ genannt, der Schriftsteller Carlo Levi verglich sie dagegen mit der trichterförmigen Hölle Dantes. (Wikipedia. Auszüge und verändert, 30.6.19)

Gefühlt die 101ste Kirche – immer wieder hübsch …

Das Kulturprogramm ist etwas unübersichtlich und überwiegend italienisch, aber die zentrale Ausstellung zur Renaissance im südlichen Italien und die Einflüsse von außerhalb entschädigt für die kleinen Wirrungen. So viele schöne Marien habe ich noch nicht gemalt.

Hoffentlich ist die Milch noch frisch.

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