Cante alentejano als UNESCO-Kulturerbe der Menschheit anerkannt
Der “Cante Alentejano” oder schlicht “cante” (Dialektwort für das portugiesische “canto”, Gesang) , ein polyphoner Gesang aus dem Süden Portugals mit unverwechselbaren musikalischen Eigentümlichkeiten, der tief in der Volkskultur dieser ländlichen Gegend verwurzelt ist, wurde am 27. November 2014 von der UNESCO in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes eingetragen.

Beim Cante handelt sich um einen Wechselgesang von Vorsänger (Ponto), zweitem Solist (Alto) und Chor nach bestimmten Regeln. In den Dörfern des Alentejo hat sich bis auf den heutigen Tag ein Reichtum an modalen Liedern gegen die uniformierende Wirkung der kommerziellen Musikproduktion behaupten können. Lydische, mixolydische (gelegentlich phrygisch) anmutende Passagen finden sich ebenso wie plagale Schlusswendungen. Häufig weichen die Sänger bei einzelnen Tonstufen mehr oder weniger stark von der (harmonischen) Durleiter ab. Alle diese Elemente machen eine neue unverwechselbare Tonwelt erlebbar. Die historischen Wurzeln des Cante liegen im Dunkeln. Die Bauern südlich des Tejo wurden relativ spät christianisiert. Um 1500 wurden massenweise aus Spanien geflüchtete und in Portugal zwangsgetaufte Juden im Alentejo angesiedelt. Es wird nicht ausgeblieben sein, dass diese “neuen Christen” mit maurischen und jüdischen Vorfahren Vieles aus ihrem angestammten Liedgut in die Volkskultur einbrachten, die den Cante hervorgebracht hat. Seit antiken Zeiten haben sehr viele Völkerschaften unterschiedlichster Herkunft in Portugal angesiedelt, und da die Randlage des Landes kein Weiterziehen möglich macht, bleiben und Spuren ihrer Traditionen bis heute hörbar.
1971 suchte Michel Giacometti, Sammler von Volksliedern des Alentejo, einen der letzten Spieler der alten Generation auf. Eine der vielen Raritäten aus seiner Sammlung: Viola campaniça (Youtube-Video).
(Siehe Portugalforum.com)
Kleine Auswahl von Video-Dokumenten zum Cante (EXTERNE LINKS):
CANTE
- Grupo Coral de Baleizão – Oh Baleizão, Baleizão
- Grupo coral do sindicato dos Mineiros de Aljustrel – Nas minas de Aljustrel
- Grupo Coral Cardadores da Sete – Reforma agrária
- Grupo Coral Os Ganhões de Castro Verde – Pelo toque da viola
- Grupo Coral Os Ganhões de Castro Verde – Andei a guardar o gado
- Grupo Coral Os Ganhões de Castro Verde – Ô luar da meia noite
- Grupo Coral As Camponesas de Castro – Rosa branca desmaiada
- Grupo Coral As Ceifeiras de Entradas – Ao romper da bela aurora
