Cortona – im Mittelalter angekommen

Wir wollen nicht soweit mit dem Auto fahren und trotzdem Neues entdecken. Also Cortona, soll ja schön sein. Um ins Städtchen zu gelangen, bietet das Navi Feldwege, so dass wir drei Versuche brauchen, um in die Stadt zu kommen. Dort ergattern wir den letzten freien Parkplatz. Von nach uns Wartenden werden wir beglückwünscht und zahlen begeistert die Parkgebühr, denn die Policia ist schon da und schreibt eifrig auf.

Hinter dem Stadttor überrascht gleich ein Atelier mit wunderschönen Drucken, sogar auf T-Shirts. Gerds Größe ist leider nicht dabei, wie schade, obwohl er schon wieder mault, dass es zu teuer wäre, blabla. Aber er hat doch gewonnen. Auf dem Rückweg will ich dort noch Karten kaufen: geschlossen, Mittagspause, sehr Schade.

Ein Mittelaltermarkt beglückt die Sonntagsgäste mit Musik und wirklich phantasievollen Kostümen, Trommlern, Stelzentänzerinnen, Michelangelo und sein Flugdrachen laufen durch die Gassen. Ein kurzer, steiler Spaziergang, noch eine wunderbare Galerie mit kleinen Kunstwerken und einem Geschenk für Conni, alles zu seiner Zeit.

Viel später schleppen wir wieder Einkäufe ins Haus, vermissen einen preiswerten Parkplatz und hoffen darauf, dass die Tagesgäste endlich wieder verschwinden.

Das frühabendliche Konzert der Musikstudierenden in der Villa de‘ Ricci mit neuen und alten Werken zeigt das Können der Meisterschüler*innen. Wie immer: Impressionisten.

Der Spoerri-Garten in Seggiano

110 Skulpturen von 50 Künstlern, in der Landschaft versteckt. Wir werden beim Kauf der Tickets gleich freundlich eingewiesen und auf die Skulpturen Nr. 56, 42, 3 und 75 hingewiesen, die absolut wichtigsten, die auch gleich im Plan markiert werden. Das machen wir natürlich ganz brav und sehen vieles weitere. Goldene und bronzene Köpfe auf Stelen begegnen uns immer wieder in unterschiedlichen Sujets, mehr oder weniger nach unserem Gusto.


Für mich waren außerdem spannend: Acqua Golem von Daniel Spoerri, der den ganzen lieben langen Tag mit Wasser beregnet wird (welche Wohltat bei der Hitze) und die große Tasse, in die es permanent von der Dachrinne tropft, und wir Lust bekommen uns sogar in das schmutzige Wasser zu setzen. Aber ab vom Wasser.

Aldo Mondino hat die „Grande Arabesque“, ein Bonzesklptur 1995, gestaltet, einen Fisch auf einem Bein, sehr witzig und schön.


Beeindruckend ist die „Mauer der zwölf letzten Mahlzeiten berühmter Frauen“ von Spoerri [2008], vermutlich eines seiner letzten Werke. Alles weitere lockt zum Selbstentdecken!

Unbedingt eine Mittagspause im dortigen Restaurant einplanen, denn das Esse, der Service und das Ambiente: hervorragend. Vor allem gibt’s eiskalte Getränke. Perfekt.

http://www.danielspoerri.org

Eine Wanderung zum Eingewöhnen 

Wir gehen mit einem Minipicknick und ausreichend Wasser los zum ˋParco Villa Trecci‘, der erst 2014 angelegt wurde – ein Park ecosostenibile.

Ein Gartenarchitekt aus Montepulchano konnte hier auf 5 ha Terrain seinen Traum verwirklicht und 10 unterschiedliche Gartenräume entwickelt. Heute pflegen 5 Gärtner*innen 400 verschiedene Pflanzenarten. Wer dort wohnt, wer es finanzierte, wer verantwortlich ist für die ganze Pracht, können wir nicht herausfinden. Aber Dino verrät, dass ein Teil des Gebietes früher seiner Familie gehörte. Wir haben keine Sonderkonditionen erhalten!

Auf dem Rückweg klauen wir die erste reifen Süßkirschen. Die Bienenfresser schrecken auf als wir passieren und locken uns von ihren Bruthöhlen weg, zeige ihre Flugkuenste und ermuntern Hans mit seinem dicken Tele wiederzukommen. 

En verra! 

Von einem schnuckeligen Bergstädtchen ins nächste – daran herrscht wahrlich kein Mangel

Eine kurze Fahrt bringt uns zum ersten Kaffee nach Pienza. Der Papst Pius II ist schuld, dass dort ein architektonischer Höhepunkt der Renaissance erbaut wurde. Er hat versucht diesen Traum in nur 6 Jahren bauen zu lassen. Der wenige Platz, der in seiner Geburtsstadt vorhanden war, erzwang neue Lösungen. Die Perspektive der Weite und der Grandessa ist mit Winkeltricks hingebogen, so dass nur wer genau hinschaut, den Trick durchschaut. Wer den Grundriss genau liest, kann es sehen.



Dann weiter nach San Quirico d’Orcia. Bummeln durch die Gassen, ein Panini im Garten und ein Spaziergang durch den ersten öffentlichen Park Italiens, der heute ein wenig «langweilig» wirkt. Außer Gruen, Treppen und staubigen Wegen wenig Ansprechendes. Aber immer schön rauf und runter. Italienisches Trainingsprogramm.
Fotohalt hier, Fotohalt dort. Am Ende Monticchiello – verträumt, verschlafen, fast vergessen. Heute alles perfekt renoviert, mit Christiane‘s Lieblingskleiderboutique. Dieses Mal kaufen wir nichts, denn sie ist nicht dabei, um zu probieren.

Das dicke Ende kommt zum Schluss 
Als das Auto endlich in Montepulchano geparkt und verschlossen ist, ratsch eine Dame am Auto lang, verbeult beide Türen. Nun hat der Wagen zwar die richtige italienische Knautschform, wir aber den Stress mit der Versicherung. Der zweite Unfall in einem Urlaub. So sollte es nicht weiter gehen. Wir wüschen uns bessere Zeiten.

Florenz

Der Dom von Florenz: „Brunelleschis Bauwerk war eine revolutionäre Leistung. Er hat keine Gerüste benutzt. Giotto hat den Campanile entworfen, aber er ist gestorben, bevor er fertiggestellt war. […] Die neogotische Marmorfassade entspricht seinem Stil, wurde aber erst im neunzehnten Jahrhundert hinzugefügt.“ (Nora Roberts: Das Haus der Donna, 205) 

Heiß, heiß, heiß.
Auf dem Domplatz kein Durchkommen. 7 km Schlange auf jeder Seite vom Eingang. Wir verzichten auf die bunte Kirche und schlagen uns in einem kleinen Stadtteil durch, ohne Touristen. Wir brauchen bei 33° im Schatten eine längere Pause, eine zweite Dusche am Tag und eine dritte am Abend. Und wir brauchen eine Siesta, ausgedehnt.
Später finden wir bei „la Mama“ einen gedeckten Tisch und feine Leckereien- natürlich erst nach einem weiteren bildungsintensiven Kirchgang mit allen Heiligen und architektonischen Besonderheiten von Renaissance bis weiß-rosa-grünem Marmor.
Genug Wein ist auch da!

Auch der Samstag in Florenz beginnt mit mehreren Kirchgängen von weitreichender,  heroischer Größe. Fresken kilometerlang, bis wir nicht mehr können. Und dann: unbedingt wieder Siesta!
Jetzt kommt das Highlight, weswegen wir überhaupt in firenze sind. 21.00 Uhr, Stadion, Konzert, Gianna Nanini, die alte Rockröhre mit Band und singenden Gästen.

Das ganze Stadion singt – nur wir haben unsere Texte wieder nicht gelernt. Die Damen um uns herum schubsen uns an: los, mittanzen. Auf der abschüssigen Reihe 15 wird mir dabei ganz schummrig. Ich setze mich wieder auf ergonomisch merkwürdige Plastikschalen. Wie machen das dicke Fußballfans vom ACF bloß?
Ginna singt bis 23.30, whoa. Wir strömen mit allen anderen Fans zurück in die Stadt und finden tatsächlich 0.05 Uhr auf dem Platz vor unserem Hotel eine Flasche weißen- gut gekühlt und nett serviert, in den Ohren dröhnt noch weiter
„Bello impossible“, die ganze Nacht. Hans und Gerd wollen die alten Rockplast-Fime suchen und schauen ob G. früher wirklich ein Hüpfball war.

DerAutomatengeier bewacht den Automaten für die erste Straßenbahnfahrt nach Florenz 

Vor uns eine Reisegruppe, die den Automaten blockiert und nicht versteht. Daneben ein „hilfreicher“ Mann. Dann ist endlich Gerd dran mit seinem Fünfer. Schnell greift der „Hilfreiche“ das Wechselgeld, das der Automat ausspuckt und gibt es nicht wieder er, sondern fordert für einen nächsten Kaffee noch weitere 50 Cent. Das ist doch auch eine Methode zu Geld zu kommen. In Florenz selbst „bewacht“ hingegen eine viel bescheidenere Frau das Gerät. Sie bittet nur um Geld. Das geht bestimmt weniger gut.

Der „Moni-Tag“ mit Niki de Saint Phalle, Etruskern und fischigen „Schweinereien“

Moin hat Geburtstag und alle ihre Wünsche gehen an diesem Tag in Erfüllung – außer: es ist zu heiß und Moni muss schwitzen. Aber da muss das Geburtstagskind durch. Alle anderen Wünsche erfüllen wir ihr.

Wir besuchen den Tarot-Garten von Niki. Eine lustvolle Pracht aus Farbe, Glitzerzeug und wollüstigen Formen. Niki hat dort während der langen Entstehungszeit zeitweise gelebt in ihrer selbst gefertigten Wohnung in der Kaiserin. Sie hat 20 Jahre an diesem Gartenkunstwerk gearbeitet, ehe es „vollendet“ war. Vermutlich aber hat nur ihr Tod 2002 das Gartenprojekt beendet.

Niki de Saint Phalle, 1930 in Paris geboren, wuchs überwiegend in den USA auf. Vergewaltigung, Heirat, Scheidung, ein erster psychischer Zusammenbruch und Nervenheilanstalt lagen auf dem Weg zu ihrer Kunst. Die Begegnung mit Gaudi inspiriert sie für ihre traumhaften, farbkräftigen Figuren. 

Die Grotte in Hannover, ihr letztes Werk, knüpft unmittelbar an den Tarot-Garten an.

Wir besuchen die Etrusker, schattenfrei, jede(r) eine Wasserflasche in der Hand, geleitet von einem schlechten Plan mit so gut wie keinen Erläuterungen. Ok, das haben wir dann auch gesehen.
Für Hans und Gerd war ohnehin das Beste die Bienenfresser-Kolonie und die Fotostrecke.


Abends fahren wir ans Meer zum Dinner. Porto Santo Stefano, Blick über den Hafen, lautes Italienfeeling, Abgase und lautes Geplänkel – ganz echt!
Hans kutschiert und nach Hause, 2 Stunden Fahrt, Kurve für Kurve… eine kleine Heldentat.

Montepulchano: Was gibt’s darüber zu erzählen? 

  1. Schön, schön, schön – voller Steigungen. Wann geht es endlich runter?
  2. Entoteca, überall, immer wieder, sogar mit Weinautomat für das Tastsinn, mit unendlich vielen Roten, aber knapp mit weiß,
  3. Mittwochs sind alle Geschäfte geschlossen, nur wir dummen Touris wußten nix davon,
  4. Das Brot ist wie überall ungesalzen und ganz, ganz gewöhnungsbedürftig,
  5. „Unser“ Kaffee um die Ecke hat uns schon als Dauergäste akzeptiert (hat Dino uns bereits angemeldet?) und das Angebot seit unserem letzten Besuch erweitert um Salziges statt nur süße Creme-Croissonts zu bieten, wunderbar,
  6. Die Boutique gegenüber stellt jeden Morgen ein verführerisches Kleid aus, jetzt kenne ich schon den Preis, sehr gefährlich,
  7. Wir bleiben sehr gern noch eine Weile hier.

Der Weg bis Montepulchano führt über den lieblichen Chianti

Nach einem sonnigen, sehr italienischem Frühstück (salzloses Weißbrot, salzlose Butter, zweierlei Marmeladen und ein kleiner Kaffee) starten wir, um Moni und Hans zu treffen; bei Mirella und Lucia.

Wir fahren sehr langsam kurvige Bergsträsschen zwischen Steineichen, Eßkastanien, Walnussbäumen und an Hängen klebenden Bergdörfchen bis Radda, das schon gegen 10.00 morgens touristisch überlaufen ist. Im einzigen geöffneten Kaffee sind bereits alle Schattenplätze besetzt. Wir verzichten und hoffen auf dem Weg etwas zu finden. Der Weg ist schließlich das Ziel… aber pustkuchen, nix bis Montepulchano. Immer nur Enoteca, vinery oder noch mehr Lädchen mit Rotweinflaschen. Wer will das schon am frühen Morgen!

So landen wir ohne Stärkung bei Mirella und Lucia und schaffen unser eigenes Buschaos.

Wir packen den Bus aus, alles in Plastikbeutel rein, sämtliche Rucksäcke gefüllt und noch diverse Kisten…

Ein echtes Bordell. 4 Taschen, 2 Rucksäcke, 3 Schultüten, eine Kühlbox und noch eine Tüte voller Lebensmittel asten wir die schmalen Wege und Treppen in die Wohnung von Christiane und Dino hoch. Schweiß tropft in dicken Rinnen an uns ab und mitleidige Blicke schauen uns nach. Das machen wir zweimal und nehmen erschöpft einen ersten Kaffee.

Noch habe wir für das Auto keinen Parkplatz. Wir warten bis wenigstens ein paar Tagestouris wieder weg sind. Hans und Gerd finden einen Platz fürs Auto und beim Aufstieg eine Platz für den ersten Wein.

Eine zweite Flasche geht auch noch … und dann, und dann! …